Geistliche Angebote

Psalm, Andacht, Lieder und Fürbittengebet von Prädikant Hajo Fentz und Kirchenmusikerin Nadine Klusacsek

 

Bild von Couleur auf Pixabay

 

Der heutige Sonntag heißt im Kirchenjahr "Jubilate" – jubelt! Und wie leicht fällt es uns normalerweise, im Frühjahr in den Jubel der erwachenden Natur einzustimmen: ihr Wiederaufblühen wird in der Osterzeit zum Sinnbild der Auferstehung und des Lebens. Der Jubel darüber will uns in diesem Jahr jedoch im Hals stecken bleiben: wir, die wir doch sonst alles im Griff haben – wir sind einem unsichtbaren Feind ausgeliefert, und wir können in Echtzeit mitverfolgen, wie er weltweit seine Todesbahn zieht und unser gewohntes Leben lahmlegt und vermutlich noch für lange Zeit bestimmen wird!

Im Angesicht der Pandemie sehe ich, wie ausgeliefert „die Krone der Schöpfung“ der Natur ist und an welch seidenem Faden mein Leben hängt. Ich fühle gleichzeitig Dankbarkeit dafür, dass ich in einem Land lebe, dass bestmögliche Voraussetzungen hat, dieser Krise zu begegnen – medizinisch und wirtschaftlich. Im Angesicht der Pandemie erlebe ich auch: Rücksichtnahme, Solidarität und Hilfsbereitschaft. Und ein Höchstmaß an Aufopferung: in den Krankenhäusern dieser Welt, aber auch überall dort, wo Menschen weiterhin und ganz selbstverständlich für uns Alle da sind!

„Jubilate“ ist 2020 wohl eher geflüstert als geschmettert. Und dieser Frühling 2020 lässt uns vielleicht ganz neu lernen, was auch zum Leben dazu gehört: Demut und Dankbarkeit.

 

Wochenspruch

Der Wochenspruch passt gut dazu, denn er vergewissert uns unseres Glaubens und gibt Mut und Kraft; er steht im zweiten Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth, 5, 17:

"Ist Jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur! Das Alte ist vergangen, siehe: Neues ist geworden"

 

Lied

"Wir wollen aufstehn, aufeinander zugehn" von Sven Schuhmacher auf Youtube - Link

 

Psalm 150

Halleluja! Lobet Gott in seinem Heiligtum, lobet ihn in der Feste seiner Macht!
Lobet ihn für seine Taten, lobet ihn in seiner großen Herrlichkeit!
Lobet ihn mit Posaunen, lobet ihn mit Psalter und Harfen!
Lobet ihn mit Pauken und Reigen, lobet ihn mit Saiten und Pfeifen!
Lobet ihn mit hellen Zimbeln, lobet ihn mit klingenden Zimbeln!
Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!
Halleluja!

 

Evangelium

Das Evangelium für diesen Sonntag steht im Johannesevangelium Kapitel 15, Verse 1-8.

Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner: eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.

 

Andacht

Manche Ich-bin-Worte sind legendär: „Ich bin ein Berliner“ sagte der amerikanische Präsident John F. Kennedy am 26. Juni 1963 vor dem Rathaus Schöneberg. Manche Ich-bin-Worte sind peinlich: „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ rufen die Möchtegern-Promis beim Dschungelcamp in Australien. Und manche Ich-bin-Worte sind dumm: „Ich bin eine Marke“ erklärt das amerikanische Party-Girl Paris Hilton.

Doch die berühmtesten und zugleich herausforderndsten „Ich-bin-Worte“ stammen von Jesus, und das Gleichnis vom wahren Weinstock ist gleichzeitig das letzte der sieben Ich-bin-Worte Jesu, in denen er sich im Johannes-Evangelium offenbart:

Joh. 6,35: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.
Joh. 8,12: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.
Joh. 10,9: Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden.
Joh. 10,11: Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.
Joh. 11,25: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.
Joh. 14,6: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.
Joh. 15,1: Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner.

Nicht ohne Grund greift Jesus das Bild vom Weinstock auf, denn Weinanbau kannte jeder in Israel. Vom Wein und Weinbau zeugen bereits die ältesten Schriften der Bibel. Schon Noah hat Wein angebaut. Kundschafter des Volkes Israels brachten eine große Weinrebe aus dem gelobten Land, um zu zeigen, wie fruchtbar die Gegend dort ist. Und nicht zuletzt gilt der Wein als Symbol für Lebensfreude: Wein erfreut des Menschen Herz, heißt es in der Bibel. Kein großes Fest, kein gastlicher Tisch ohne Wein. Jesus vergleicht ein Leben im Glauben eben nicht mit Rhabarber oder sauren Gurken, sondern mit lieblichem Wein.

Allerdings ist der Weinanbau keine einfache Sache, und es kann Jahre dauern, bis Weinstöcke erstmals richtig tragen. Das wichtigste am Weinbau ist jedoch der Schnitt: der Weinstock hat die Tendenz, ins Laub zu schießen, so dass zwar viel Grün, aber wenig Trauben geerntet werden können. Faule oder von Ungeziefer befallene Trauben müssen entfernt werden, damit sie die anderen nicht anstecken. Und ohne den richtigen Schnitt werden die Früchte immer kleiner und weniger.

All dies war den Zuhörern Jesu wohl bekannt: sie waren mit der Landwirtschaft und damit auch mit dem Weinbau aufgewachsen: Weinstock, Weinberg, Rebe und Wein waren den Jüngern Jesu so vertraut wie uns heute Telefon, Computer, Handy und Fernsehen. Und Jesus nützt diese Vertrautheit, um seinen Jüngern eine wichtige Erkenntnis mitzuteilen: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.

Können wir dem eigentlich zustimmen: ohne mich könnt ihr nichts tun? Wir tun doch andauernd etwas ohne Jesus, ohne dass wir ihn um etwas bitten, ohne dass wir ihn um Rat fragen. Die Mathearbeit schreibt sich doch auch ohne ihn, das Internetsurfen und Handytelefonieren geht auch gut ohne Jesus. Büroarbeit, Haushalt, die Kindererziehung – da läuft doch vieles ganz automatisch – ohne Jesus. Man kann sogar einen Gottesdienst besuchen, ohne Jesus zu entdecken. Dauernd machen wir etwas, ohne dass wir das Gefühl haben, dass wir es mit Jesus tun.

Wie wäre es eigentlich, etwas mit ihm zu tun? Wie ist es, mit Jesus zu leben und ihn mit auf meine Reise durchs Leben zu nehmen? Was ist dann anders? Vielleicht das: dass wir Jemanden bei uns haben, der durchblickt, der weitersieht. Jemanden, der weiß, was gut für uns ist und was nicht: Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.

Das ist das Versprechen, das Jesus uns gibt; und es ist zugleich auch immerwährende Einladung an uns: bleibt bei dem, der euch zuerst geliebt hat. Vergesst nicht, woher euer Leben kommt, eure Hoffnung, eure Zuversicht, und wer eure Kraftquelle ist: Ich bin der Weinstock.

Leben gelingt und bringt Frucht aus der Verbindung mit dem, der uns gewollt, geliebt und geschaffen hat.

Amen.

 

Lied

Ich weiß, woran ich glaube (EG 357)

Ich weiß, woran ich glaube, ich weiß, was fest besteht,
wenn alles hier im Staube wie Sand und Staub verweht;
ich weiß, was ewig bleibet, wo alles wankt und fällt,
wo Wahn die Weisen treibet und Trug die Klugen prellt.

Ich weiß, was ewig dauert, ich weiß, was nimmer lässt;
auf ewgen Grund gemauert steht diese Schutzwehr fest.
Es sind des Heilands Worte, die Worte fest und klar;
an diesem Felsenhorte halt ich unwandelbar.

Auch kenn ich wohl den Meister, der mir die Feste baut;
er heißt der Fürst der Geister, auf den der Himmel schaut,
vor dem die Seraphinen anbetend niederknien,
um den die Engel dienen: ich weiß und kenne ihn.

Das ist das Licht der Höhe, das ist der Jesus Christ,
der Fels, auf dem ich stehe, der diamanten ist,
der nimmermehr kann wanken, der Heiland und der Hort,
die Leuchte der Gedanken, die leuchtet hier und dort.

So weiß ich, was ich glaube, ich weiß, was fest besteht
und in dem Erdenstaube nicht mit als Staub verweht;
ich weiß, was in dem Grauen des Todes ewig bleibt
und selbst auf Erdenauen schon Himmelsblumen treibt.

Liedbegleitung von unserer Kirchenmusikerin Nadine Klusacsek: 

 

Fürbittengebet

In dir bleiben, Christus.
Die Kraft von dir empfangen. Aus deiner Wurzel leben.
Aufnehmen und weiterreichen, was du uns gibst.
Frucht bringen.
Christus, ohne dich können wir nichts tun.

Du gibst die Kraft.
Gib sie denen, die müde sind,
die erschöpft sind von Corona,
die sich aufreiben in der Sorge für andere,
deren Mut aufgebraucht ist,
die sich fürchten vor dem, was kommt.
Du bist die Wurzel, die trägt.
Erbarme dich.

Du bist der Friede.
Du berührst die Herzen.
Verwandle die Hartherzigen, die Kriegsherren und die Lügner.
Ihr Gift sei wirkungslos, weil du ihre Opfer heilst.
Du bist das Glück für die Schwachen.
Erbarme dich.

Du bist die Liebe.
Du machst alles neu. Du bleibst.
Bleib bei den Trauernden, Christus und bei den Liebenden,
denn ohne dich verlieren sie sich.
Sprich zu uns, zu deiner Gemeinde und zu deiner weltweiten Kirche.
Bleib bei uns.

Christus, Du bist der Weinstock, ohne dich können wir nichts tun.
Erbarme dich heute und alle Tage, die kommen.

Amen.

 

Gerd-Peter Münde und Jan von Lingen "Du bist da" von unserer Kirchenmusikerin Nadine Klusacsek: 

 


Weiter werden wir Andacht halten auf diesem elektronischen Weg.

Ab dem 10. Mai aber, also ab nächsten Sonntag, können Sie auch wieder in die Kirche kommen. Sie wird offen sein von 10:00 - 12:00 Uhr und wir werden Andacht mit bis zu jeweils 20 Menschen feiern können. Um 10:00 Uhr, um 10:45 Uhr und um 11:30 Uhr. Bitte melden Sie sich dazu an. In der Küsterei unter 030-8174047 oder bei Pfarrerin Schöne unter 030-84850080 oder per Email unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Mit herzlichen Grüßen!

Ihr Prädikant Hajo Fentz und Ihre Kirchenmusikerin Nadine Klusacsek

 


Bitte um Ihre Spende für Internationale ökumenische Versöhnungsprojekte

Kirchen sind auf vielfältige Weise Teil einer schuldhaften und gewalttätigen Vergangenheit und Gegenwart. „Healing of Memories“ als seelsorglich-therapeutisches Verfahren ermöglicht es etwa, in Namibia als ehemaliger deutscher Kolonie oder an ausgesuchten Orten in Osteuropa die schmerzliche Aufarbeitung der Vergangenheit mit aktuellen kirchlichen Versöhnungsprojekten zu verbinden.

Gleichzeitig ermöglicht Ihre Spende angehenden Pastorinnen und Pastoren aus unseren Landeskirchen einen Studienaufenthalt im Ökumenischen Institut Bossey und an der Universität Genf. Dort leben und lernen sie in enger Gemeinschaft mit jungen Menschen verschiedener Konfessionen aus allen Teilen der Welt.

Für diese Internationalen ökumenischen Versöhnungsprojekte bitten wir – in diesen Tagen, da keine Gottesdienste vor Ort in den Kirchengebäuden stattfinden können, auf diesem Weg – um Ihre Spende.

Spende bitte an:

Konsistorialkasse Berlin
Evangelische Bank
IBAN: DE62 5206 0410 0303 9060 00
BIC: GENODEF1EK1
Zusatz: BuSt. 51/5170 UK 21 Spende EKD 03.05.2020