Geistliche Angebote

Psalm, Andacht, Lieder und Fürbittengebet von Pfarrerin Brigitte Schöne und Kirchenmusikerin Nadine Klusacsek

 

Bild von A_Different_Perspective auf Pixabay

 

Orgelvorspiel in G Dur von J.H. Knecht von unserer Kirchenmusikerin Nadine Klusacsek: 

 

Vor neun Wochen mussten wir das Gemeindeleben praktisch fast völlig stilllegen; an Gottesdienste war lange nicht zu denken. Jetzt dürfen wir uns – orientiert an einem Regularium - wieder treffen. In unserer kleinen Kirche können es bis zu 20 Menschen sein. So haben wir im Gemeindekirchenrat verabredet, dass wir am Sonntagvormittag die Kirche öffnen und zu Andachten einladen.

Es ist ein Geschenk, in der österlichen Zeit - und noch dazu am Sonntag Kantate - hier wieder miteinander vor Gott zu treten. In diesen Wochen sollen wir zu unserem eigenen Schutz nicht zusammen singen - dennoch können wir den Sonntag, der Kantate heißt - übersetzt „singet“- mit Freude begehen. Nicht nur unsere Stimmen sind Musik – Klänge entstehen an unzähligen Orten um uns: in den Kehlen der Vögel, den Körpern der Instrumente, ja – in den Bewegungen unseres Lebens. "Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder." (Ps 98,1) - Dieser Psalmvers, der über die neue Woche gestellt ist, will also in großer Weite verstanden sein.

 

Psalm 98

Singet dem Herrn ein neues Lied,
denn er tut Wunder. Er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.
Der Herr lässt sein Heil verkündigen;
vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.
Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel,
aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.
Jauchzet dem Herrn, alle Welt,
singet, rühmet und lobet!
Lobet den Herrn mit Harfen,
mit Harfen und mit Saitenspiel!
Mit Trompeten und Posaunen
jauchzet vor dem Herrn, dem König!
Das Meer brause und was darinnen ist,
der Erdkreis und die darauf wohnen.
Die Ströme sollen in die Hände klatschen,
und alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn;
denn er kommt, das Erdreich zu richten.
Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker, wie es recht ist.

 

Lied

Wie lieblich ist der Maien (EG 501)

Wie lieblich ist der Maien
aus lauter Gottesgüt,
des sich die Menschen freuen,
weil alles grünt und blüht.
Die Tier sieht man jetzt springen
Mit Lust auf grüner Weid,
die Vöglein hört man singen,
die loben Gott mit Freud.

Herr, dir sei Lob und Ehre
für solche Gaben dein!
Die Blüt zur Frucht vermehre,
lass sie ersprießlich sein.
Es steht in deinen Händen,
dein Macht und Güt ist groß;
drum wollst du von uns wenden
Mehltau, Frost, Reif und Schloss'.

Herr, lass die Sonne blicken
ins finstre Herze mein,
damit sich's möge schicken,
fröhlich im Geist zu sein,
die größte Lust zu haben
allein an deinem Wort,
das mich im Kreuz kann laben
und weist des Himmels Pfort.

Mein Arbeit hilf vollbringen
zu Lob dem Namen dein
und lass mir wohl gelingen,
im Geist fruchtbar zu sein;
die Blümlein lass aufgehen
von Tugend mancherlei,
damit ich mög bestehen
und nicht verwerflich sei.

Liedbegleitung von unserer Kirchenmusikerin Nadine Klusacsek: 

 

Wenn Menschen erleichtert sind, dann schafft sich dieses Gefühl oft Bahn in Liedern. Wir sahen es gerade in den Rückblicken zum 8. Mai1945: Am Kriegsende nach der Kapitulation sangen und tanzten die siegreichen Soldaten. Wenn Menschen begeistert sind, dann endet auch das nicht selten im Singen. Im Fußballstadion werden Anfeuerungsrufe oft zu Gesängen. Das geht einfach besser und macht mehr Spaß. Schon immer suchte sich die Begeisterung ihren Sound. So sang die große Jüngerschar fröhliche Lieder, als sie zusammen nach Jerusalem kamen. Bis heute singen wir ihre Worte im Gottesdienst. Die Geschichte dazu steht bei Lukas im 19. Kapitel, V 37-40.

 

Evangelium

(Jesus war gerade auf einem Esel in Jerusalem eingezogen) „Und als er schon nahe am Abhang des Ölbergs war, fing die ganze Menge der Jünger an, mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme über alle Taten, die sie gesehen hatten, und sprachen: Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe! Und einige von den Pharisäern in der Menge sprachen zu ihm: Meister, weise doch deine Jünger zurecht! Er antwortete und sprach: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.“

 

Andacht

In diesen Tagen gedenken die Menschen in Europa des Kriegsendes vor 75 Jahren. In Großbritannien ist es ein großes Fest der Bürger mit Rede der Queen, in Frankreich ein würdig begangener Feiertag, in Russland wird der Tag Jahr für Jahr verbunden mit großer Militärparade, nur in diesem Jahr ist es ganz still. Für Russland ist es immer Gedenktag schwerer Erinnerungen. Wir in Deutschland sind nachdenklich und dankbar und vor allem ernst. Unter uns hier in der Gemeinde sind Menschen, die sich noch gut erinnern können an diese Tage im Mai 1945 und an die Zeit davor und danach. Schwere Zeit war das, sehr schwere Zeit. Ein Fernsehbericht zeigte am Freitag über viele Stunden das Leben und Denken und Fühlen in unserer Stadt Berlin im Jahr 1945. Wir Nachgeborenen können noch einmal verstehen und nachfühlen, was diese Zeit für unsere Vorfahren: Urgroßeltern, Großeltern und Eltern bedeutete.

Es war eine Zeit, in der das Grundlegendste des Lebens unsicher war und die Menschen viel Gottesglauben brauchten, ja viel Vertrauen in Gott, dass er da ist und sieht, was geschieht - und was eben auch nicht geschieht - und dass er hilft, um die Zeit durchzustehen. In diesem Fernsehbericht vorgestern sagte jemand: `Es war schlimm. Und es ging uns gleich viel besser, als nach wenigen Wochen schon Musiker begannen, kleine und größere Konzerte zu geben`. Musik. Das bedeutete entscheidende Unterbrechung. Töne und Klänge legen sich wohltuend auf die Seele, entführen, schaffen Raum für eine neue innere Weite. Musik bedeutet, Ausruhen können von der Last des Alltags, bedeutet Hoffnung zu schöpfen und innere Kraft zu sammeln. Musik öffnet uns für neue Perspektiven und einfach für das Leben. Gott kommt in der Musik zu uns.

In der Bibel, im ersten Testament, wird aus der Geschichte des Volkes Israel erzählt: wie sie von Gott geführt wurden, heraus aus dem Elend und der Fremdbestimmung in die Eigenständigkeit in einem eigenen Land. 40 Jahre lang dauerte ihr Weg durch Wüste und Unbehaustsein, durch Unsicherheit und Selbstzweifel. Ja, auch durch Gotteszweifel. Am Ende waren sie angekommen, hatten Heimat gefunden. Und nun war sogar ein Tempel gebaut. Ort für die Heilige Lade, die sie mitgetragen hatten all die Jahrzehnte. Diese Holzkiste, die die Gebote Gottes barg.

In den biblischen Chroniken wird davon berichtet, wie sie alles großartig vorbereitet hatten für diese Tempelweihe. Alles war hervorragend geplant. Die Gästeliste ist eindrucksvoll: Die Honoratioren sind versammelt, alle Ältesten Israels, alle Häupter der Stämme und die Fürsten der Sippen Israels, dazu das religiöse Personal, die Priester und Leviten, optisch eindrucksvoll, würdig gekleidet und angetan mit feiner Leinwand. Der Höhepunkt, der Transfer der Bundeslade, ist opulent inszeniert. Als sie dann angekommen ist, blasen einhundertzwanzig Priester die Trompeten, die Leviten spielen auf Zimbeln, Harfen und Zithern und singen das Gotteslob. Trotz der verschiedenen Instrumente, der vielfach gegliederten Gemeinde unterschiedlicher und abgestufter Wichtigkeiten und des ganz bestimmt nicht immer konfliktfreien Miteinanders erklingt eine Stimme.

Sie sind nun ganz bei dem, um den es eigentlich geht: Bei Gott! Gott ist da! – sie spüren es in diesem reinen Klang. Gott ist da! ….und stört die Feier!
Denn mitten hinein in diesen Klang ereignet sich im Tempel eine große Wolke, die das ganze Haus erfüllte. Das Haus des Herrn in solchem Nebel, dass die Priester nicht mehr hinzutreten konnten, wie geplant, ihren Dienst nicht fortführen konnten. Dass die ganze schöne Inszenierung versank. Gott ist da und stört die Feier. Mit der Anwesenheit Gottes hat keiner gerechnet.

Mir kommt es so vor, dass auch wir gerade so etwas erleben: Unser so schön eingetaktetes Gemeindeleben ist jäh unterbrochen. Unser emsiges Ersinnen und Gestalten von Projekten – gestoppt, von heute auf morgen. Und in der Irritation – in der Wolke wie im biblischen Text – entsteht ein neuer Raum. Ein neuer Raum des Wahrnehmens und Fühlens und Denkens.

Dem Volk Israel wollte Gott sagen: Verlasst mal all euer Wollen und Intendieren für einen Moment, bringt all das zum Schweigen, versucht nicht zu verstehen, sondern öffnet euch für eine Erfahrung. Es geht mir nicht um euren gut gemeinten Betrieb. Der beschäftigt euch inzwischen so sehr, dass ihr das wichtige aus dem Blick verliert. Wisset doch: Euer Leben bleibt immer unsicher und unwägbar, was ihr auch tut. Denkt an die Jahre der Wanderung. Ich aber bleibe an eurer Seite. Glaubt mir. Vertraut mir.

War es wirklich die Wolke, die diese Unterbrechung brachte? Nein, ich denke, es war die Musik, die das entscheidende Innehalten bedeutete. Musik bringt uns dazu, loszulassen, offen zu werden und uns erreichen zu lassen. Musik lässt uns etwas erfahren. Etwas erreicht uns von außen. Etwas macht uns neu. Im Raum der Musik erreicht uns mehr, als wir selber sind. In der Musik erreicht uns Gott. Gott, der uns zugesagt hat Nähe und Begleitung, wo immer wir auch gerade sind und stehen. Trauern wir also nicht zu lange um das Verlorene. (Wie haben das wohl die Priester im Tempel verkraftet?) Vertrauen wir Gott. Glauben wir.

Amen.

(Der zugrundeliegende biblische Text ist nachzulesen in 2. Chronik 5, 2-5.12-14)

 

Improvisation zu EG 302 "Du meine Seele, singe" von unserer Kirchenmusikerin Nadine Klusacsek: 

 

Fürbittengebet

Wir danken dir, Gott, für die Musik.

Wir danken dir für die Freude,
die uns durch die Musik gemacht wird,
für die Fröhlichkeit, die uns durch sie geschenkt wird,
für die Gelassenheit, die sie uns gibt.

Wir danken dir für den Trost,
den wir in der Musik finden können,
die Ruhe, die wir durch sie erfahren,
und die Hoffnung, die sie uns schöpfen lässt.

Wir danken dir, dass du in der Musik zu uns sprichst.
Für deine mutmachende Botschaft der Nähe und Begleitung,

Wir bitten dich, Gott,
für unsere Chöre, die für länger nicht zusammenkommen können.
Schenke ihnen Wege der Nähe und des Zusammenhalts und der gemeinsamen Musik.
Wir bitten dich für unsere Kirchenmusikerin und Chor- und Ensembleleiterinnen,
für die Musikerinnen und Musiker, die unsere Konzerte gestalten.
Lass sie nicht verzagen.
Lass sie getragen werden von unserer Unterstützung und Solidarität.

Dich wollen wir erfahren, Gott,
und dir wollen wir singen.
Vater unser im Himmel…

 

Segen

Gott segne Sie und er behüte Sie.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über Ihnen und sei Ihnen gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf Sie und gebe Ihnen Frieden.

 

Ich sing dir mein Lied (Singt Jubilate 110) von unserer Kirchenmusikerin Nadine Klusacsek: 

 

Mit herzlichen Grüßen.

Ihre Pfarrerin Brigitte Schöne und Ihre Kirchenmusikerin Nadine Klusacsek

 

Spendenaktion der Johann-Sebastian-Bach-Kirchengemeinde für freiberufliche Musikerinnen und Musiker

In unserer Gemeinde wird Kirchenmusik und weltliche Musik - im Gottesdienst und in der Konzertreihe der Gemeinde - seit vielen Jahren in einer großen Vielfalt dargeboten. Wir möchten die freiberuflichen Musikerinnen und Musikern, deren Auftritte in unserer Gemeinde im ersten Halbjahr 2020 wegen der Corona-Krise nicht stattfinden konnten, in dieser schwierigen Situation finanziell unterstützen. Daher bitten wir um Spenden auf das am Ende dieses Textes genannte Konto.

Im Gottesdienst hören wir sonntags die Orgel, manchmal setzt ein anderes Instrument wie die Flöte oder Harfe musikalische Impulse und der Gemeindechor, der Gospelchor oder das Instrumentalensemble bringen geistliche Musik zu Gehör. Hinzu kommt die Konzertreihe, in der ca. einmal im Monat Musik erklingt - vom Solokonzert am Flügel im Gemeindesaal über Auftritte kleinerer Ensembles bis zu den Familienkonzerten - Jazz für alle - und den Konzerten von Gospel Stream. Im Zuge der Corona-Krise mussten wir, genau wie alle anderen Kirchengemeinden, für viele Wochen alle Gottesdienste und Konzerte absagen. Freiberuflich tätige Musikerinnen und Musiker, die mit solchen Auftritten ihren Lebensunterhalt verdienen, treffen diese Absagen hart. Die Passionszeit, die Ostertage und die Konfirmationswochenenden sind für Künstler, die sich im kirchlichen Raum bewegen, in der Regel eine Zeit mit vielen Auftritten. Bis Ende Juni sind in Berlin jedoch alle Konzerte untersagt und Gottesdienste sind nur mit Einschränkungen möglich.

Auch wenn es staatliche Unterstützung für Soloselbständige gibt, ist für viele freiberufliche Musikerinnen und Musiker die finanzielle Lage sehr schwierig. Daher haben wir uns zu einer lokalen Spendenaktion entschlossen. Hier soll kein Verein und keine Institution gefördert werden, sondern die gesammelten Spenden sollen zu 100% Künstlerinnen und Künstlern zugutekommen, mit denen von März bis Juni 2020 in unserer Gemeinde Gottesdienste oder Konzerte geplant waren. Es handelt sich um eine Gruppe von ca. 15 Personen und die Spendenaktion endet am 30.6.2020. Alle, die eine Spende bekommen, werden im Juli 2020 denselben Betrag erhalten, abhängig von der Summe der eingegangenen Spenden.

Möchten Sie mithelfen?

Dann bitten wir um Ihre Spende auf folgendes Konto:

IBAN DE 34 520 604 101 803 966 399
Kontoinhaber: Ev. Johann-Sebastian-Bach-Kirchengemeinde
Verwendungszweck: Haushaltsstelle 0210.01.2200

Vielen Dank!