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Psalm, Andacht, Lied und Fürbittengebet von Prädikant und Alain Brun-Cosme

 

Bild von Albrecht Fietz auf Pixabay

 

„Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden!“

Diese Glaubensgewissheit, liebe Gemeinde, gilt für die weltweite Kirche: überall und an jedem Tag. Und heute, am letzten Sonntag der Osterzeit, stimmen wir noch einmal in den Osterjubel der urchristlichen Gemeinde mit ein.

„Exaudi“ heißt dieser Sonntag: die Worte „Exaudi, Domine, vocem meam“; „Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe;“ stehen im Wochenpsalm 27. Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe – diese Bitte nach Gottes Gegenwart passt gut in die Periode der Ungewissheit zwischen Himmelfahrt und Pfingsten: Christus ist nicht mehr sichtbar bei uns, der Heilige Geist noch nicht wirksam unter uns. Und diese Bitte nach Gottes Gegenwart passt gut in unsere ungewisse Zeit, in der unsere Gewohnheiten auf dem Prüfstand stehen und unsere Gewissheiten ins Wanken geraten.

Da sollen Jesu Worte aus dem Johannes-Evangelium Zuspruch an uns sein und dieser Zuspruch soll uns die nächste Woche begleiten:

„Christus spricht: wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“

 

Lied

Jesus Christus herrscht als König (EG 123, 1)

Jesus Christus herrscht als König,
alles wird ihm untertänig,
alles legt ihm Gott zu Fuß.
Aller Zunge soll bekennen,
Jesus sei der Herr zu nennen,
dem man Ehre geben muß.

 

Psalm 27

Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten?
Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?
Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und antworte mir!
Mein Herz hält dir vor dein Wort: „Ihr sollt mein Antlitz suchen.“
Darum suche ich auch dein Antlitz, Herr.
Verbirg dein Antlitz nicht vor mir, verstoße nicht im Zorn deinen Knecht!
Denn du bist meine Hilfe;
verlass mich nicht, und tu die Hand nicht von mir ab, du Gott meines Heils!
Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der Herr nimmt mich auf.
Herr, weise mir deinen Weg und leite mich auf ebener Bahn.
Harre des Herrn!
Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn!

 

Lied

Jesus Christus herrscht als König (EG 123, 6)

Jesus Christus ist der Eine,
der gegründet die Gemeine,
die ihn ehrt als teures Haupt.
Er hat sie mit Blut erkaufet,
mit dem Geiste sie getaufet,
und sie lebet, weil sie glaubt.

 

Evangelium

Das Evangelium für den heutigen Sonntag steht im Johannes-Evangelium im 16. Kapitel, Verse 5 – 15.

Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und niemand von euch fragt mich: Wo gehst du hin? Doch weil ich dies zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauer. Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, werde ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde / und über die Gerechtigkeit / und über das Gericht.

Über die Sünde: dass sie nicht an mich glauben;
Über die Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht seht;
Über das Gericht: dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist.

Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen.
Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in aller Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern: was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen.
Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch verkündigen.
Alles, was der Vater hat, das ist mein.

 

Andacht

Liebe Gemeinde, der Predigttext steht im ersten Testament beim Propheten Jesaja im 41. Kapitel:

Du aber, Israel, das ich fest ergriffen habe von den Enden der Erde her und berufen von ihren Grenzen, zu dem ich sprach: du sollst mein Knecht sein:
ich erwähle dich und verwerfe dich nicht!
Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir!
Weiche nicht, denn ich bin dein Gott!
Ich stärke dich, ich helfe dir, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.
Denn: ich bin der Herr, dein Gott, der deine rechte Hand fasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir – spricht der Herr, dein Erlöser! (Jes. 41, 8-14)

Ich fürchte mich vor der Ungewissheit, wie es weitergehen soll, sagen wir vielleicht im Angesicht der Pandemie. Ich habe Angst, dass mein Kurzarbeitergeld nicht ausreicht, denkt sich der Vater, der seine Familie über die Durststrecke bringen muss. Ich weiß nicht, wie ich meinen Weg alleine weitergehen kann, bekennt der Mann, der den Tod seiner Ehefrau betrauert. Muss ich jetzt ins Heim? – fragt sich die 75jährige Frau, die nach einem Schlaganfall selbst für die einfachsten Verrichtungen Unterstützung braucht…

Wenn man sich fürchtet, liebe Gemeinde, wenn die Angst in einem hochsteigt, fühlt man sich wie gelähmt. Die notwendigen Schritte nach vorn bleiben dann aus, der Mut zum Weitermachen schwindet. Und manchmal kommt es vor, dass sich Menschen von der Angst so beherrschen lassen, dass die sie nicht mehr loslässt und in Depression, sogar in den Selbstmord treibt!

Was dann?
Was hilft mir, mit Furcht umzugehen?
Was brauche ich, wenn Angst mich beherrscht?

Der Predigttext, den wir eben gehört haben, gibt dazu zumindest eine Antwort. Er stammt aus dem 7. Jahrhunderts vor Christus und richtet sich an diejenigen Menschen Israels, die nach Babylon verschleppt worden waren und dort in Geiselhaft gefangen gehalten wurden.

Sie hatten Angst. Sie litten darunter, fern der Heimat zu sein und getrennt von ihren Familien leben zu müssen. Sie hatten Angst vor der Zukunft; sie litten unter der Ungewissheit, was mit ihnen passieren würde. Und sie, die Erwählten Gottes, litten darunter, so gar nichts mehr von der hilfreichen Gegenwart Gottes zu spüren: Gott, so glaubten sie, hat uns verlassen.

Unter all diesen Verzweifelten ist ein Mann, der der um sich greifenden Angst den Kampf ansagt. Der hier spricht, Jesaja, ist ein Prophet. Und ein Prophet verkündet nicht seine eigenen Gedanken und Ideen – ein Prophet spricht im Namen Gottes. Und so ist es Gott selbst, der das den Menschen in ihrer Gefangenschaft sagt und zuspricht:

Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir!
Weiche nicht, denn ich bin dein Gott!
Ich stärke dich, ich helfe dir, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.

Wir alle haben solche liebenden Worte hoffentlich schon einmal – ganz persönlich für uns – hören dürfen. Wer so angeredet wird, der spürt wohl vor allem eines: in aller Angst, in aller Ungewissheit bin ich nicht allein: ich bin nicht verloren, sondern ich bin geborgen.

Fürchte dich nicht: ich bin mit dir; ich stärke dich; ich helfe dir; ich halte dich… Gleichgültig, ob das ein Vater zu seinem Kind sagt, eine Frau zu ihrem Mann oder ein Freund zu seinem Freund: dieser Zuspruch, dieses Versprechen lässt uns aufatmen, denn da ist Jemand, der mit uns geht auf dem Weg unserer Angst.

Fürchte dich nicht: ich bin mit dir; ich stärke dich; ich helfe dir; ich halte dich… Diese Zusage gibt Gott den Ängstlichen und Verzweifelten: ich war, ich bin und ich bleibe euer Gott, denn ich habe euch erwählt, und: zu dieser Wahl stehe ich unverbrüchlich. Mit dieser Gewissheit konnten sich die Menschen nach langen Jahren der Gefangenschaft, der Ungewissheit und der Angst auf den Weg zurück in ihre Heimat machen. Und im Vertrauen auf den mitgehenden Gott schwand bei ihnen die Furcht vor einer aussichtslosen Zukunft: mit jedem Schritt, den sie gingen, spürten sie: die Macht der Angst zerbricht an der Macht der Liebe Gottes.

2.700 Jahre ist das her, und nun sind da wir – im Ausmaß unserer Angst und unserer Ungewissheit werden wir uns wahrscheinlich kaum unterscheiden von den Menschen damals in Babylon. Im Ausmaß von Gottes Liebe und Fürsorge und Wegbegleitung gibt es durch Jesu Leben, Sterben und Auferstehung keine Sonderrechte der Erwählung mehr: Gottes Zuspruch gilt jedem von uns, auch und gerade denen, die sich verloren fühlen, die Angst haben, die krank an Leib oder Seele sind, die in Ungewissheit leben.

Das hat uns Jesus eins um´s andere Mal wissen lassen / in dem, was er sagte, und in dem, was er tat: Fürchte dich nicht: ich bin mit dir; ich stärke dich; ich helfe dir; ich halte dich…

Diese Zusage Gottes gilt uns allen und sie ist – unverbrüchlich.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

 

Fürbittengebet

Komm, du Geist der Wahrheit:
Du ziehst bei denen ein, die dich willkommen heißen.
Du gibst dich für die, die sich dir entgegenstrecken.
Du erfüllst unsere Herzen. Wir warten auf dich.

Komm, du Geist der Wahrheit und stärke die Schwachen.
Wir bitten dich:
für alle, die in diesen ungewissen Tagen ratlos sind – sei ihr Ratgeber;
für alle, die in Angst sind – sei ihnen Mut und Hoffnung;
für alle, die trauern – sei du ihr Trost.
Komm und sprich, damit die Schwachen aufatmen.

Komm, du Geist der Wahrheit und rüttele die Starken auf.
Wir bitten dich:
für alle, die Macht über andere haben – sei ihr Gewissen;
für alle, die über andere entscheiden – sei die Richtschnur;
für alle, die mit ihrem Tun und Lassen, Weichen stellen – zeige ihnen den Grund der Welt.
Komm und sprich, damit die Liebe in dieser Welt wirkt.

Komm, du Geist der Wahrheit und feiere mit deiner weltweiten Kirche.
Wir bitten dich:
für die Gemeinden, die bedroht werden und die Menschen, mit denen sie leben;
für die Menschen, die uns zu Partnern, Freundinnen und Freunden wurden;
für uns und alle, die zu uns gehören.
Wir bitten dich für unseren Verstorbenen Gerhard Müller: nimm ihn auf in dein Reich.
Verwurzele uns immer tiefer in deiner Liebe.
Lass uns dich erkennen und nicht aufhören, nach dir zu fragen.

Dir vertrauen wir uns an,
Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist, heute und alle Tage.

Amen.

 

Lied

Jesus Christus herrscht als König (EG 123, 11)

Ich auch auf der tiefsten Stufen,
ich will glauben, reden, rufen,
ob ich schon noch Pilgrim bin:
Jesus Christus herrscht als König,
alles sei ihm untertänig;
ehret, liebet, lobet ihn!

 

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir + Frieden.
Amen.

 

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Hans-Joachim Fentz und Alain Brun-Cosme

 

Spendenaktion der Johann-Sebastian-Bach-Gemeinde für freiberufliche Musikerinnen und Musiker

In unserer Gemeinde wird Kirchenmusik und weltliche Musik - im Gottesdienst und in der Konzertreihe der Gemeinde - seit vielen Jahren in einer großen Vielfalt dargeboten. Wir möchten die freiberuflichen Musikerinnen und Musikern, deren Auftritte in unserer Gemeinde im ersten Halbjahr 2020 wegen der Corona-Krise nicht stattfinden konnten, in dieser schwierigen Situation finanziell unterstützen. Daher bitten wir um Spenden auf das am Ende dieses Textes genannte Konto.

Im Gottesdienst hören wir sonntags die Orgel, manchmal setzt ein anderes Instrument wie die Flöte oder Harfe musikalische Impulse und der Gemeindechor, der Gospelchor oder das Instrumentalensemble bringen geistliche Musik zu Gehör. Hinzu kommt die Konzertreihe, in der ca. einmal im Monat Musik erklingt - vom Solokonzert am Flügel im Gemeindesaal über Auftritte kleinerer Ensembles bis zu den Familienkonzerten - Jazz für alle - und den Konzerten von Gospel Stream. Im Zuge der Corona-Krise mussten wir, genau wie alle anderen Kirchengemeinden, für viele Wochen alle Gottesdienste und Konzerte absagen. Freiberuflich tätige Musikerinnen und Musiker, die mit solchen Auftritten ihren Lebensunterhalt verdienen, treffen diese Absagen hart. Die Passionszeit, die Ostertage und die Konfirmationswochenenden sind für Künstler, die sich im kirchlichen Raum bewegen, in der Regel eine Zeit mit vielen Auftritten. Bis Ende Juni sind in Berlin jedoch alle Konzerte untersagt und Gottesdienste sind nur mit Einschränkungen möglich.

Auch wenn es staatliche Unterstützung für Soloselbständige gibt, ist für viele freiberufliche Musikerinnen und Musiker die finanzielle Lage sehr schwierig. Daher haben wir uns zu einer lokalen Spendenaktion entschlossen. Hier soll kein Verein und keine Institution gefördert werden, sondern die gesammelten Spenden sollen zu 100% Künstlerinnen und Künstlern zugutekommen, mit denen von März bis Juni 2020 in unserer Gemeinde Gottesdienste oder Konzerte geplant waren. Es handelt sich um eine Gruppe von ca. 15 Personen und die Spendenaktion endet am 30.6.2020. Alle, die eine Spende bekommen, werden im Juli 2020 denselben Betrag erhalten, abhängig von der Summe der eingegangenen Spenden.

Möchten Sie mithelfen?

Dann bitten wir um Ihre Spende auf folgendes Konto:

IBAN DE 34 520 604 101 803 966 399
Kontoinhaber: Ev. Johann-Sebastian-Bach-Kirchengemeinde
Verwendungszweck: Musiker

Vielen Dank!