Geistliche Angebote

Psalm, Musik, Andacht und Fürbittengebet von Pfarrerin Brigitte Schöne, Kirchenmusikerin Nadine Klusacsek, Grace Flindell und Stefan Rocke

 

Bild von Eveline de Bruin auf Pixabay

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

am vergangenen Sonntag stand die Barmherzigkeit Gottes im Mittelpunkt des Nachdenkens. Dieser Sonntag heute ruft dazu auf, es im eigenen Tun Gott gleich zu tun. „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ heißt es im Lukasevangelium (Lukas 6,36). Wie das geht? Auch dazu kommt uns heute ein biblischer Vers hilfreich entgegen. Im Vers für die Woche heißt es: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“. (Galater 6,2)

 

Lied

Die Güldne Sonne (EG 449)

1) Die güldne Sonne voll Freud und Wonne
bringt unsern Grenzen mit ihrem Glänzen
ein herzerquickendes, liebliches Licht.
Mein Haupt und Glieder, die lagen darnieder;
aber nun steh ich, bin munter und fröhlich,
schaue den Himmel mit meinem Gesicht.

2) Mein Auge schauet, was Gott gebauet
zu seinen Ehren und uns zu lehren,
wie sein Vermögen sei mächtig und groß
und wo die Frommen dann sollen hinkommen,
wann sie mit Frieden von hinnen geschieden
aus dieser Erden vergänglichem Schoß.

3) Lasset uns singen, dem Schöpfer bringen
Güter und Gaben; was wir nur haben,
alles sei Gotte zum Opfer gesetzt!
Die besten Güter / sind unsre Gemüter;
dankbare Lieder / sind Weihrauch und Widder,
an welchen er sich am meisten ergötzt.

Liedbegleitung von unserer Kirchenmusikerin Nadine Klusacsek, Grace Flindell und Stefan Rocke: 

 

Psalm 42

Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser,
so schreit meine Seele, Gott, zu dir.
Meine Seele dürstet nach Gott,
nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?
Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht,
weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott?
Daran will ich denken und ausschütten mein Herz bei mir selbst: wie ich einherzog in großer Schar, mit ihnen zu wallen zum Hause Gottes mit Frohlocken und Danken in der Schar derer, die da feiern.
Was betrübst du dich, meine Seele,
und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er mir hilft mit seinem Angesicht.

 

Gebet

Gott, wir bitten dich um dein Wort an diesem Morgen.
Lass uns hören und annehmen, was du uns sagst.
Und lass es uns weitergeben mit unseren Worten.
Das wir einander stärken - nicht entmutigen.
Dass wir einander aufrichten – nicht bedrücken.
Dass wir einander helfen – nicht behindern.
Wie du uns tröstest und stärkst, aufrichtest und befreist, hilfst und dienst durch Jesus Christus, der deine Worte zu Taten der Liebe hat werden lassen.
Amen.

 

Evangelium

Lukasevangelium Kapitel 6, Verse 36-42

Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben. Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch zumessen.

Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis: Kann denn ein Blinder einem Blinden den Weg weisen? Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen? Ein Jünger steht nicht über dem Meister; wer aber alles gelernt hat, der ist wie sein Meister. Was siehst du den Splitter in deines Bruders Auge, aber den Balken im eigenen Auge nimmst du nicht wahr? Wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt still, Bruder, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen, und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, danach kannst du sehen und den Splitter aus deines Bruders Auge ziehen.

 

Lied

Komm in unsre stolze Welt (EG 428)

1) Komm in unsre stolze Welt, Herr, mit deiner Liebe Werben.
Überwinde Macht und Geld, lass die Völker nicht verderben.
Wende Hass und Feindessinn auf den Weg des Friedens hin.

2) Komm in unser reiches Land, der du Arme liebst und Schwache,
dass von Geiz und Unverstand unser Menschenherz erwache.
Schaff aus unserm Überfluss Rettung dem, der hungern muss.

3) Komm in unsre laute Stadt, Herr, mit deines Schweigens Mitte,
dass, wer keinen Mut mehr hat, sich von dir die Kraft erbitte
für den Weg durch Lärm und Streit hin zu deiner Ewigkeit.

Liedbegleitung von unserer Kirchenmusikerin Nadine Klusacsek: 

 

Erster Satz aus dem Londoner Trio von J. Haydn von unserer Kirchenmusikerin Nadine Klusacsek, Grace Flindell und Stefan Rocke: 

 

Andacht

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

nein, freuen kann er sich nicht, Peter Steudtner, der Menschenrechtsaktivist, der Berliner, ein Mensch, mit dem wir uns verbunden fühlen, weil er in seiner Jugend viel Zeit in unserer Gemeinde verbrachte. Peter Steudtner, an den wir dachten und für den wir beteten und dessen Familie wir unterstützten als er vor 3 Jahren in der Türkei verhaftet wurde. Verhaftet völlig zu Unrecht, wie wir hier alle fanden und finden.

Am Freitag wurde das Urteil über ihn und zehn seiner MitstreiterInnen gefällt. Er wurde freigesprochen – und sieben andere auch. Vier wurden schuldig gesprochen, weil sie – nach Ansicht der Machthabenden – dem Land Schaden zugefügt haben. Peter Steudtner kam 2017 nach fast vier Monaten aus dem Gefängnis frei, reiste aus der Türkei aus, lebt wieder in seiner/ unserer Stadt. Freuen kann er sich nicht über seinen Freispruch vor zwei Tagen. Nein, erleichtert wirkt er nicht. denn einige der MitstreiterInnen, wurde zu hohen Gefängnisstrafe verurteilt. Taner Kilic, der Ehrenvorsitzende der Menschenrechtsorganisation Amnesty International in der Türkei, zu sechs Jahren und drei Monaten. Sechs Jahre – was für eine lange Zeit… Um Menschenrechte geht es all den Beschuldigten. Um das Recht auf Gleichbehandlung und Meinungsfreiheit z.B.

Peter Steudtner kam frei. Und nun? An der Seite der Freunde wird er bleiben, sagte er im Interview, deren Familien stärken und unterstützen will er.

„Einer trage des anderen Last!“ –schreibt der Apostel Paulus. „So werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“. Das ist ein Weg des Friedens. Einer trage des anderen Last. Damit keiner zusammenbricht unter der Bürde, die ihm oder ihr auferlegt wurde. Damit Luft zum Atmen und zum Weitergehen bleibt. Und damit die Gefühle, die einen überkommen in Situationen der Hilflosigkeit und Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit nicht übermächtig werden und verleiten. Verleiten dazu, der oder die zu werden, die man nicht sein möchte: Mit einem Herzen voll Wut und bitteren Gedanken gegen die anderen. Bittere Gedanken werden oft zu Gefühlen wie Hass und bewirken den Wunsch nach Vergeltung. Ja, Ohnmacht macht aus uns nicht selten Menschen der Gewalt.

Was hat Peter Steudtner für Gefühle den Machthabenden gegenüber, den Polizisten, die ihn damals festnahmen, den Beamten im Gefängnis, der Justiz? Ich habe ihn nicht danach fragen können. Was hätten wir wohl für Gefühle? Plötzlich ausgeliefert sein, seine Eigenständigkeit und Freiheit aberkannt bekommen, im Ungewissen, was die nächsten Stunden, Tage, Wochen bringen…. Wir hier wissen es wohl nicht, denn wer von uns kennt so eine extreme Situation? Doch wir wissen sehr gut, was wir für Gefühle haben in von uns erlebten Situationen von Missachtung, Machtlosigkeit und gar Gewalt. Hilflosigkeit macht sich breit, die meist in Wut und Zorn umschlägt. Wir reagieren je nach Mentalität anders, aber alle wünschen wir Gerechtigkeit… und oft genug den Feinden viel Schlimmes.

Die christliche Gemeinde in Rom im 1. Jahrhundert nach Christus hatte viele Erfahrungen von Anfeindung und Rechtlosigkeit gemacht. Denen schreibt Paulus dann folgendes:

Predigttext Römer 12, 17-21

Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.
Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben (5.Mose 32,35): »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.« Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, so gib ihm zu essen; dürstet ihn, so gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln« (Sprüche 25,21-22). Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

Sätze des Paulus. Doch hat er sie nicht erdacht. Es sind vielmehr auch für ihn ganz alte Sätze, überlieferte jüdische Glaubenssätze aus dem 5. Buch Mose und aus dem Buch der Sprüche. Er zitiert ihn, diesen starken Satz: „Mein ist die Rache. Ich will vergelten, spricht der Herr.“ Und vorher sagt er: „Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes.“ „Meine Lieben“, steht in der Übersetzung, die wir nutzen, aber eigentlich heißt es hier im hebräischen Text „Geliebte“. Paulus kannte die römischen Christen nicht, an die er schreibt, also geht es hier wohl nicht um die Beziehung zwischen dem Apostel und den Römern, sondern es geht um die Beziehung zwischen Gott und den Seinen. „Geliebte (Gottes)“, könnten wir übersetzen. Ihr, die ihr von Gott geliebt seid, ihr steht auch im Schutzraum Gottes. Und – wenn es um Vergeltung und Rache geht – sollt ihr erinnert sein: Gott selbst kümmert sich um die Sünden, die Menschen an anderen begehen.

Abgeben – heißt das. In aller Wut, in allem Hass nicht tätig werden gegen den Verursacher, die Verursacherin solcher starken Gefühle. Keine Racheakte ersinnen, kein Zurückzahlen, Heimzahlen, kein sich selbst bestätigen. Sondern das alles abgeben. Was für eine Herausforderung. Wer das schafft, hat schon viel geschafft. Darin aber steckt auch einen große Erleichterung, finden sie nicht auch? Gedanken der Vergeltung, die Vergeltung selbst, alle Wut, alle Rachegelüste und alles Rachehandeln… all das können wir loslassen. Wir können uns um anderes kümmern, denn darum kümmert sich Gott.

Jemand in so einer Situation der Wut und der Verletzung sagte mal: „Es soll ihm auf sein Gewissen fallen“. Und er wandte sich um und überlegte, wie er nun weitermachen würde aus der Situation heraus, in der er nun steckte. Gott die Rache überlassen, das kann freimachen. Darum kümmert sich Gott – ich kümmere mich weiter um das Gute, das ich vorhatte, den Frieden, die Zukunft. Ich lasse mich nicht aufhalten. Vielleicht ist es das, was Peter Steudtner trägt? Wir sollten ihn fragen.

Paulus erinnert mit Versen aus dem Buch der Sprüche, wie wir es im besten Fall tun sollen: „Wenn dein Feind hungert, so gib ihm zu essen; dürstet ihn, so gib ihm zu trinken.“ Da fällt auch sicher uns etwas dazu ein. Denn wer hat nicht „seine persönlichen Feinde“… Eine Herausforderung ist das schon, was Paulus da schreibt als Christ an uns Christen. Eine außerordentliche Herausforderung ist das. Darin aber liegt Frieden.

Amen.

 

Holzbläsertrio von A. Salieri: Allegro assai von unserer Kirchenmusikerin Nadine Klusacsek, Grace Flindell und Stefan Rocke: 

 

Fürbittengebet

Gott, du kennst all meine Sorgen.
Oft will ich vor lauter Arbeit und Alltag nur meine Last und Sorge sehen. Aber auch meine Mitmenschen haben Schweres zu tragen.
Ich denke an Menschen, die z.Zt. nicht aus den Seniorenpflege-heimen gehen können und auch nur wenig Besuch erhalten.
Ich denke an die alleinerziehenden Väter und Mütter, auf deren Schultern derzeit besonders viel Last liegt und die dennoch Fröhlichkeit haben für ihre Kinder.
Ich denke an Menschen, die ihre Angehörigen pflegen und begleiten und dennoch ein Lächeln finden.
Gib du mir Kraft, ein offenes Ohr für ihre Sorgen zu haben –
Und hilf, dass ich lerne, Lasten gemeinsam zu tragen.

Wir bitten dich: Erhöre uns.

Gib du mir die Weisheit zu erkennen,
wann mich meine Mitmenschen besonders brauchen
und wie ich ihnen helfen kann,
mit ihren Sorgen umzugehen und zu leben.

Wir bitten dich: Erhöre uns.

Gib du mir die Sensibilität zu sehen, wann ich besonders sorgsam mit meinen Mitmenschen umgehen muss.

Wir bitten dich: Erhöre uns.

Gib du mir die Stärke, für andere da zu sein und nicht zugleich einzufordern, dass sie für mich da sein müssen.
Wir bitten dich: Erhöre uns.

In der Stille tragen wir nun all unsere Sorgen und Anliegen vor dich…

Gott, du kennst unsere Sorgen.
Wir fühlen uns getragen von deiner Liebe und wissen, dass du alles zum Guten wenden wirst.
Mit Jesu Worten beten wir nun zu dir: Vater unser…

 

Lied

Komm in unsre stolze Welt (EG 428)

4) Komm in unser festes Haus, der du nackt und ungeborgen.
Mach ein leichtes Zelt daraus, das uns deckt kaum bis zum Morgen;
denn wer sicher wohnt, vergisst, dass er auf dem Weg noch ist.

5) Komm in unser dunkles Herz, Herr, mit deines Lichtes Fülle;
dass nicht Neid, Angst, Not und Schmerz deine Wahrheit uns verhülle,
die auch noch in tiefer Nacht Menschenleben herrlich macht.

Liedbegleitung von unserer Kirchenmusikerin Nadine Klusacsek: 

 

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir + Frieden.
Amen.

 

Holzbläsertrio von A. Salieri: Larghetto von unserer Kirchenmusikerin Nadine Klusacsek, Grace Flindell und Stefan Rocke: 

 

Mit herzlichen Grüßen,

Ihre Pfarrerin Brigitte Schöne

 

Am kommenden Sonntag, den 12.7.2020 feiern wir Andacht in der Kirche mit Pfarrer Foerster und Sabine Erdmann (Orgel).

 

Kollektensammlung

Millionen syrischer Kinder können wegen des Krieges in ihrem Land nicht zur Schule gehen. Viele Schulen in Syrien sind zerstört. Auch viele syrische Kinder, die in Nachbarländer wie den Libanon geflohen sind, haben keinen Zugang zu Schulen. Das Gustav-Adolf-Werk unterstützt evangelische Gemeinden in Syrien, die ihre Schulen offen halten, und hilft im Libanon syrische Flüchtlingskinder in evangelische Schulen zu integrieren.

Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie vom Krieg in Syrien betroffenen Kindern und Jugendlichen, zur Schule gehen zu können. „Wenn unsere Kinder jetzt nicht zur Schule gehen können, wächst eine verlorene Generation heran.“ Pfarrer Firas Farah, Qamishly (Syrien)

Spendenkonto: IBAN: DE42 3506 0190 0000 4499 11,
BIC: GENODED1DKD (KD-Bank)
Kennwort: Evangelische Schulen in Syrien und Libanon

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