Geistliche Angebote

Psalm, Musik, Andacht und Fürbittengebet von Pfarrerin Brigitte Schöne

 

Bild von Couleur auf Pixabay

 

Mit Gott braucht man manchmal Geduld

 

Wer wartet, braucht Geduld. Deshalb braucht man auch manchmal mit Gott Geduld. Denn manchmal warten wir auch auf Gott. Manchmal lässt Gott sich viel Zeit. Ein ganzes Leben wartet Simeon auf den Trost Israels. Davon hören wir heute im Evangelium. Wer so lange wartet – ein ganzes Leben lang – braucht Geduld. Und dann, eines Tages, erkennt Simeon Gott und kann sagen „Meine Augen haben das Heil gesehen!“ Gott sei Dank hatte er die Geduld.

 

Wochenspruch

"Und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit." (Joh 1,14b)

 

Psalm 71

Herr, ich traue auf dich,
lass mich nimmermehr zuschanden werden.

Errette mich durch deine Gerechtigkeit und hilf mir heraus,
neige deine Ohren zu mir und hilf mir!

Sei mir ein starker Hort, dahin ich immer fliehen kann,
der du zugesagt hast, mir zu helfen;
denn du bist mein Fels und meine Burg.

Gott, sei nicht ferne von mir;
mein Gott, eile, mir zu helfen!

Ich aber will immer harren
und mehren all deinen Ruhm.

Mein Mund soll verkündigen deine Gerechtigkeit,
täglich deine Wohltaten, die ich nicht zählen kann.

Ich gehe einher in der Kraft Gottes des Herrn;
ich preise deine Gerechtigkeit allein.

Gott, du hast mich von Jugend auf gelehrt,
und noch jetzt verkündige ich deine Wunder.

Auch verlass mich nicht, Gott, im Alter, wenn ich grau werde,
bis ich deine Macht verkündige Kindeskindern
und deine Kraft allen, die noch kommen sollen.

 

Gebet

Gott des Lebens,
ich bitte dich für diese Andacht: Hilf mir mit deinen Worten und deiner Kraft,
dass sie mich zum Leben ermutigen
und zum Glauben an Dein Kommen heute und an allen Tagen dieser Welt.
Darum bitte ich dich durch Jesus Christus. Amen.

 

Lied

Vom Himmel hoch da komm ich her (EG 24)

1) Vom Himmel hoch, da komm' ich her,
ich bring' euch gute neue Mär,
der guten Mär bring' ich soviel,
davon ich sing'n und sagen will.

2) Euch ist ein Kindlein heut geborn
von einer Jungfrau auserkorn,
ein Kindelein so zart und fein,
das soll eur Freud und Wonne sein.

3) Es ist der Herr Christ, unser Gott,
der will euch führn aus aller Not,
er will eur Heiland selber sein,
von allen Sünden machen rein.

4) Er bringt euch alle Seligkeit,
die Gott der Vater hat bereit',
daß ihr mit uns im Himmelreich
sollt leben nun und ewiglich.

12) Das hat also gefallen dir,
die Wahrheit anzuzeigen mir,
wie aller Welt Macht, Ehr und Gut
vor dir nichts gilt, nichts hilft noch tut.

13) Ach mein herzliebes Jesulein,
mach dir ein rein sanft Bettelein,
zu ruhen in meins Herzens Schrein,
daß ich nimmer vergesse dein.

14) Davon ich allzeit fröhlich sei,
zu springen, singen immer frei
das rechte Susaninne schön,
mit Herzenslust den süßen Ton.

15) Lob, Ehr sei Gott im höchsten Thron,
der uns schenkt seinen eingen Sohn.
Des freuen sich der Engel Schar'
und singen uns solch neues Jahr.

 

Evangelium

Liebe Leserinnen und Leser,

Warteschleifen am Telefon. Die meisten Menschen können sie nicht leiden. Wenn sie plötzlich dran sind, erschrecken sie sich. Das Evangelium erzählt von Simeon. Er ist schon alt. Er wartet seit langem. Aber bei all der Warterei ist er scharfen Sinnes geblieben. „Nicht abstumpfen!“ scheint seine Botschaft zu sein, dann erkennst du auch die Zeichen. Wache Sinne lohnen sich, sagt Lukas im 2. Kapitel (Verse 25-35):

Und siehe, ein Mensch war in Jerusalem mit Namen Simeon; und dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist war auf ihm. Und ihm war vom Heiligen Geist geweissagt worden, er sollte den Tod nicht sehen, er habe denn zuvor den Christus des Herrn gesehen. Und er kam vom Geist geführt in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, um mit ihm zu tun, wie es Brauch ist nach dem Gesetz, da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach: Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Preis deines Volkes Israel. Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich über das, was von ihm gesagt wurde. Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass viele in Israel fallen und viele aufstehen, und ist bestimmt zu einem Zeichen, dem widersprochen wird– und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen –, damit aus vielen Herzen die Gedanken offenbar werden.

Ehr sei dir o Herr – lob sei dir o Christ.

 

Lied

Gemeindelied: Fröhlich soll mein Herze springen (EG 36)

Fröhlich soll mein Herze springen
dieser Zeit, da vor Freud alle Engel singen.
Hört, hört, wie mit vollen Chören
alle Luft laute ruft: Christus ist geboren.

Heute geht aus seiner Kammer
Gottes Held, der die Welt reißt aus allem Jammer.
Gott wird Mensch dir, Mensch, zugute;
Gottes Kind, das verbind’t sich mit unserm Blute.

Sollt’ uns Gott nun können hassen,
der uns gibt, was er liebt, über alle Maßen?
Gott gibt, unserm Leid zu wehren,
seinen Sohn aus dem Thron seiner Macht und Ehren.

Ei, so kommt und laßt uns laufen,
stellt euch ein, groß und klein, eilt mit großen Haufen!
Liebt den, der vor Liebe brennet;
schaut den Stern, der euch gern Licht und Labsal gönnet.

Ich will dich mit Fleiß bewahren;
ich will dir leben hier, dir will ich abfahren;
mit dir will ich endlich schweben voller Freud’ ohne Zeit
dort im andern Leben.

 

Andacht

Ja, wer wartet, braucht Geduld. Deshalb braucht man auch mit Gott Geduld, denn manchmal warten wir auch auf Gott. Und wie wir warten. Doch immer wieder lässt sich Gott viel Zeit.

Für Geduld benötigt man wache Nerven, Proviant, Gewissheiten. Geduld nährt sich aus diesen dreien. Jeder Dauerkunde der Deutschen Bahn kann diese Einsicht umstandslos bestätigen. Wache Nerven braucht jede zuerst, denn wer warten muss, muss sich in einer ungewissen Situation organisieren. Kommt der Zug überhaupt? Erwische ich den richtigen Anschluss? Wenn ja, auf welchem Gleis? Muss ich auf einen Ersatzzug ausweichen? Hektik hilft hier nicht weiter. Sinnloser Aktivismus auch nicht. Wache Nerven erkennt man daran, dass sie den richtigen Zeitpunkt des Handelns abpassen können und bis dahin ruhig abzuwarten vermögen.

Das Ruhigbleiben und Wachbleiben fällt aber viel leichter, wenn wir Dinge haben, die uns das Warten erleichtern und angenehm machen: Proviant und Beschäftigung. Erfahrene Bahnfahrende reisen auf langen Strecken mit belegten Brötchen, Schokolade, Thermoskanne, Smartphone, ein Buch und Zahnbürste – für den Fall der Fälle. Freilich, all das hilft nichts ohne ein bestimmtes Maß an Gewissheiten. Laute und verständliche Durchsagen, welche die Hoffnung auf eine mögliche Ankunft des Zuges entweder stabil nähren oder klar beenden: Die Erfahrung, dass irgendwann doch irgendein Zug fährt. Und die Zuversicht, dass die Bahn sich um gestrandete Reisende kümmert. Gute Nerven, Proviant und Gewissheiten – diese drei ermöglichen, dass wir geduldig warten können. Diese Einsicht ist weder trivial noch auf das Bahnfahren beschränkt. Diese Einsicht entspricht unserer Lebenserfahrung.

Und weil sich uns die Dinge des Glaubens nur erschließen, wenn sie in unseren alltäglichen Erfahrungen vorkommen, eben deshalb hat das Christentum auf das Bild des Wartens zurückgegriffen, um den Glauben zu beschreiben – es ist unserer Erfahrung vertraut. Glauben heißt Warten. Und wer wartet, benötigt Geduld. Daher gilt auch für den Glauben – wir brauchen wache Nerven, Proviant und Gewissheiten.

Ein ganzes Leben lang wartet Simeon auf den Trost Israels. Wartet auf Erlösung. Er lässt sich nicht irre machen in seinem Warten. Er hält sie aus, die Offenheit und die Ungewissheit der Situation. Er fängt nicht an, mit Aktivismus eine Ankunft des Herrn herbeizuaktivieren. Er löst den Zustand des Wartens auch nicht einfach auf, indem er sich distanziert, frei nach dem Motto: Er kommt, wann er kommt und wenn nicht – an mir lag`s nicht… Wer so wartet, droht das Gefühl für die Ernsthaftigkeit des Wartens zu verlieren. Das Ziel des Wartens wird womöglich unklar, beliebig, irrelevant. Das aber nimmt dem Warten seine existentielle Würde.

Simeon flüchtet sich werde in Aktionismus noch in Zynismus, noch wird er wütend. Wir lesen von keinem Zweifel, von keiner Klage, wie denn das Leben zu ertragen sei, wenn Gott den Trost und damit sich selbst zurückhalte. Auch von keiner Beschwerde, diese Verspätung des Erlösers sei doch einen rechte Zumutung. Simeon bleibt wach und hält sich wach. Denn er hat Proviant und er pflegt seinen Proviant. Simeon pflegt seinen Glauben. Er liest die Heiligen Schriften, geht in den Tempel. Sucht die Gemeinschaft der wartenden. Betet und singt. Bewahrt und schützt die Traditionen. Die Traditionen, die dem Leben Halt geben. Die überlieferten Rituale, die den Blick zum Himmel lenken und die Seele stärken: Der Trost kommt. Der Wartende und die Tradition – sie gehören zusammen. Der Wartende bewahrt die Tradition und die Tradition bewahrt den Wartenden. Wenn die Tradition abbricht, hat die Resignation den Wartenden ergriffen – kommt ja sowieso keiner mehr… Nicht so Simeon.

Plötzlich, in einem Moment, ist er da, der erwartete Erlöser. Ein kleines Kind. Die reine Bedürftigkeit. Der Trost des Lebens – Gott – er kommt leise, unauffällig, klein und zurückhaltend. Mitten im Alltag der Religion. Beinahe könnte man ihn übersehen, würde der Geist Simeon nicht darauf hinweisen: „Sieh – hier das Kind. Deine Erlösung. Das, worauf du gewartet und woraufhin du gelebt hast“. Für einen Moment ist der Wartende am Ziel.

Und wir dabei. Wir spüren Erlösung. Für einen Moment sind wir angekommen. Weil Gott uns so nah ist wie in solchen Momenten, in denen wir ein Kind in unseren Armen halten. Gott, wenn er kommt, vertraut sich uns an. Und wir spüren in unseren Herzen: „Meine Augen haben das Heil gesehen.“ Das also ist Weihnachten: Für den Moment dieses Blickes zum Kind in der Krippe, im Augenblick einer Begegnung erfahren wir, wie es sein wird, wenn das Warten zu Ende ist: Ich bin bei mir und Gott in mir. Es begibt sich in einem Moment, und mein Leben ist angerührt von Trost und Erlösung. Jetzt ahne ich, wie sich Erlöstsein anfühlt: flüchtig, gefährdet, aber da. Für immer. Wer wartet, benötigt solche Momenterfahrungen. Denn solche Erfahrungen stärken unsere Gewissheit. Sie helfen uns zu Geduld. Weihnachten ist solch ein Ort, an dem wir uns stärken in der Gewissheit, dass der, der kommen soll, auch kommen wird. Weil Simeon ihn gesehen hat. Simeons Weihnacht ist der Grund unserer Gewissheit, dass das Warten nicht vergeblich ist.

Nach Weihnachten ist also vor Weihnachten: Wir stehen mit Simeon an der Krippe, manchmal müde vom Warten, manchmal kurz davor, die Nerven zu verlieren, manchmal schon resigniert, zynismusgefährdet, manchmal aber auch hoffend, zuversichtlich, voller Sehnsucht und Vorfreude, geborgen im Gebet und Lobgesang der Väter und Mütter des Glaubens. Und plötzlich, in einem weihnachtlichen Moment, sehen auch wir klar, sehen das Kind, spüren Trost und stärken unsere Geduld, denn: „Meinen Augen haben dein Heil gesehen.“ Amen.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

 

Fürbittengebet

Niemand hat mit dir gerechnet, Gott.
Nicht zu dieser Zeit. Nicht an diesem Ort.
Doch plötzlich warst du da. Mitten unter uns.
Und hast deiner Botschaft ein Gesicht gegeben.
Das Gesicht eines Menschen.

Eines Menschen, der geboren wird wie andere Menschen auch.
Der aufwächst, der liebt, der leidet wie andere Menschen auch.
Der stirbt. – Und der bleibt. Über den Tod hinaus. Wie je keiner geblieben ist. Mitten unter uns.
Wir danken dir, Gott.

Wir bitten dich: Lass die Freude, die allem Volk widerfahren soll, täglich neu verkündigen (Lukas 2, 10) durch Menschen, die deine Worte zu Taten werden lassen!

Sei bei den Kindern, die – hierzulande und anderswo – in Verhältnissen geboren werden, die ihnen den Weg ins Leben schwermachen. Sei bei den Eltern, die sich um die Zukunft ihrer Kinder sorgen!

Sei bei den Heimatlosen, den Geflohenen, den Vertriebenen, den Verfolgten, und lass sie Menschen finden, die ihnen die Türen öffnen und Herberge geben.

Sei bei den Reichen und lass sie ihre Mitmenschen, die nichts oder nur wenig haben, an ihrem Reichtum teilhaben!

Sei bei uns! Wie in jener Nacht in Bethlehem, als niemand mit dir gerechnet hat.
Lass es Weihnachten sein und lass es Weihnachten bleiben! Heute. Morgen. Jeden Tag. Für alle Menschen.

Ich bringe vor Dich, Gott, was mich persönlich bewegt: ………………

Guter Gott, erhöre uns.

Mit Jesu Worten beten wir: Vater unser…

 

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.

 

Mit herzlichen Grüßen, Ihre Pfarrerin Brigitte Schöne

Wenn Sie Fragen oder Anregungen zu diesem Gottesdienst haben, dürfen Sie mir gerne schreiben: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Informationen

Da es voraussichtlich mindestens bis zum 10.01.2021 in unserer Kirche keine Gottesdienste geben wird, finden Sie weiter Andachten auf der Website oder erhalten diese auf Wunsch in Papierformat zugesandt. Zum Altjahresabend (Silvester) wird die Andacht gehalten von Pfarrerin Brigitte Schöne.

Die jährliche Sammlung „Brot für Welt“ wird in diesem Jahr dem Projekt "Satt trotz Dürre" in Sambia zugutekommen. Informationen dazu im Dezember-Gemeindebrief, Seite 2.

 

Kollektensammlung

Die Lebensberatung im Berliner Dom bietet Menschen in Lebenskrisen Gesprächsangebote, unabhängig von ihrer Religion und Nationalität. Etwa 20 ehrenamtliche und zwei hauptberufliche Fachkräfte bieten Krisenberatung, Seelsorge, Paarberatung und Supervision an. Die Mitarbeitenden sind zusätzlich zu ihren eigentlichen Berufen ausgebildet in Seelsorge, Pastoralpsychologie, psychologischer Beratung, Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Psychotherapie oder Supervision.

Die Lebensberatung im Berliner Dom bietet für Menschen mit Beziehungsproblemen, Menschen die sich ausgegrenzt fühlen, Probleme am Arbeitsplatz oder in der Familie haben, qualifizierte Beratung. Hier finden sie Gesprächspartner und –partnerinnen die von ihrem christlichen Menschenbild getragen werden. Und: Dieses Angebot der Lebensberatung ist der Würde des einzelnen Menschen verpflichtet und unterstützen dessen selbstverantwortliche Kräfte.

Während der Öffnungszeiten von Montag bis Freitag 14.00 bis 18.00 Uhr kann jeder Ratsuchende spontan kommen oder sich telefonisch einen Termin geben lassen. Paarberatungen finden nach Terminvereinbarung statt.

Spendenkonto: IBAN: DE34 5206 0410 1803 9663 99
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Kennwort: Kollekte 27.12.2020

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