Geistliche Angebote

Psalm, Musik, Andacht und Fürbittengebet von Pfarrerin Brigitte Schöne, Kirchenmusikerin Sabine Erdmann (Orgel) und Stefan Klemm (Flöte)

 

Bild von Elez Dogan auf Pixabay

 

Hinter dir Ägypten und vor dir Gott


Der letzte Abend im Jahr 2020. Ein ungewöhnliches Jahr liegt hinter uns. Ein beängstigendes, aufwühlendes, manchmal mit zu viel Ruhe und Farblosigkeit daherkommendes Jahr war es. Auf der Schwelle zum neuen Jahr nehmen wir uns nun etwas Zeit, um in Gottes Nähe zu treten. Mit Gott das alte Jahr beschließen – das bedeutet wohl, sich zu sammeln, sich zu besinnen, der Freude und dem Dank Platz zu geben, und auch Raum geben dem offen gebliebenen und mancher Angst und Traurigkeit. Wir stehen inmitten vieler Veränderungen. In allem Wandel ist Gott beständig, schreibt uns die Bibel. Diese Gewissheit möge Rückschau und Ausblick zum Jahreswechsel prägen. Dietrich Bonhoeffer formulierte es so: „Gott ist bei uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag“ (ev. Gesangbuch Nr. 65, 7).

 

Georg Friedrich Händel (1685-1759), Sonate F-Dur HWV 369: Grave und Allegro von Sabine Erdmann (Orgel) und Stefan Klemm (Flöte): 

 

Psalm 121

Ein Wallfahrtslied.
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,
und der dich behütet, schläft nicht.
Siehe, der Hüter Israels
schläft noch schlummert nicht.
Der Herr behütet dich;
der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
dass dich des Tages die Sonne nicht steche
noch der Mond des Nachts.
Der Herr behüte dich vor allem Übel,
er behüte deine Seele.
Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang
von nun an bis in Ewigkeit!

 

Gebet

Von Jahr zu Jahr begleitest du uns, ewiger Gott.
In deine Hände legen wir dieses Jahr zurück.
Wir haben geliebt und sind gleichgültig gewesen.
Wir waren glücklich und haben geweint.
Wir sind schuldig geworden und haben uns versöhnt.
Heile unsere Erinnerungen und bleibe an unserer Seite
in Tagen und Nächten, von Jahr zu Jahr. Amen.

 

Evangelium

Am Ende des Jahres angekommen schauen wir zurück und erkennen: Vieles ist in diesem Jahr gewachsen!
Nur Gutes? Nein.
Nur Schlechtes? Nein.
Manches ist gelungen, manches nicht.
Wie damit umgehen?
Lesen Sie das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen. Es steht im Matthäusevangelium im 13. Kapitel;

Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. Als nun die Halme wuchsen und Frucht brachten, da fand sich auch das Unkraut. Da traten die Knechte des Hausherrn hinzu und sprachen zu ihm: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? Er sprach zu ihnen: Das hat ein Feind getan. Da sprachen die Knechte: Willst du also, dass wir hingehen und es ausjäten? Er sprach: Nein, auf dass ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft, wenn ihr das Unkraut ausjätet. Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne; aber den Weizen sammelt in meine Scheune.

Ehr sei dir o Herr – lob sei dir o Christ.

 

Claude Debussy (1862-1918), Syrinx für Flöte solo von Stefan Klemm (Flöte): 

 

Andacht

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

wir haben sie schon hinter uns gebracht, die vielen Jahresrückblicke. Sie wurden uns dargeboten im Fernsehen auf verschiedenen Sendern, in der Zeitung, vielleicht auch im Radio oder Internet. Sachlich und bebildert kamen sie daher und oft in schöner Weise. In diesem Jahr waren sie geprägt von den Auswirkungen einer Pandemie. Zu Beginn des Jahres noch weit weg im fernen China rückte die Bedrohung unglaublich schnell bis in unsere Städte und Nachbarschaften. Am Ende dieses Jahres ordnen wir nun alles dem Schutz der Gesundheit unter und verbringen diesen letzten Abend meist daheim und oft allein.

Es gibt doch auch die guten Erinnerungen. Auch sie machen dieses Jahr aus: Für mich waren es unerwartet ruhige Tage und Wochen zwischen allen Anstrengungen. Es sind lange Spaziergänge, die mir in Erinnerung bleiben, und die Freude an den Lieben und an manchem Lichtblick.

Ja, am Ende des Jahres orientieren wir uns noch einmal und stellen fest, was da war und was da ist und möglicherweise kommen wird.

Der biblische Text für den Altjahresabend erinnert an genauso eine Situation. Das Volk Israel ist auf einem schwierigen Weg. Heraus aus Ägypten sind sie schon, Gefahren haben sie hinter sich gebracht, am Ziel aber sind sie noch lange nicht. Im 2. Buch Mose wird erzählt:

So zogen sie aus von Sukkot und lagerten sich in Etam am Rande der Wüste. Und der Herr zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht wandern konnten. Niemals wich die Wolkensäule von dem Volk bei Tage noch die Feuersäule bei Nacht. (Exodus 13, 20-22)

Das Volk Israel ist ausgezogen aus Ägypten aus einem sehr bedrückenden Leben. Nun lagern sie also am Rand der Wüste, orientieren sich, denken zurück, denken nach vorn. So tun wir auch an der Schwelle vom alten zum neuen Jahr. Wir wissen, was hinter uns liegt und fragen, was es wohl mit manchem auf sich hatte. So wie dem Volk Israel wohl nicht klar war, warum es diesen Umweg durch die Wüste gehen muss, so fragen wir uns nicht zu selten, warum unsere Lebenswege wohl so gehen, wie sie sich vor uns auftun. Und wir sinnen nach vorn: Was wird wohl kommen? Es ist ein Abend der Ungewissheit, der Altjahresabend.

Diesem, seinem Volk Israel hat Gott den Weg angezeigt, erzählt die Bibel. Es ist, als würde Gott ihnen sagen: Da geht es lang! Am Tag mittels einer Wolke, in der Nacht mit dem Licht eines Feuers. Die Wolkensäule am Tag und die Feuersäule bei Nacht – das sind starke Bilder. Sie zeigen Gottes Führung im zeitlichen Sinne, also bei Tag und bei Nacht. Und sie zeigen an, wo sie ist: sie geht voraus. Und beide Phänomene (Wolken- wie Feuersäule) verhüllen Gott selbst und deuten zugleich seine Präsenz an. Gott zeigt sich als Wegweisender, der vorausführt und durch die Wüste leitet, und zugleich als Begleitschutz, der immer da ist, Tag und Nacht.

Nun bin ich durch Jesus Christus fest davon überzeugt, dass diese Wegweisung und dieser Begleitschutz auch uns Christen gelten. Der große jüdische Theologe Benno Jacob übersetzte den letzten Vers des Predigttextes anders als Martin Luther es tat. Er übersetzte nicht passivisch („Niemals wich die Wolkensäule von dem Volk bei Tag noch die Feuersäule bei Nacht.“), sondern er schreibt: Gott ließ nicht weichen Wolkensäule und Feuersäule. Gott bleibt Subjekt. Bleibt es bis heute. Nun sehen wir keine Wolken- oder Feuersäule und fragen uns: In welchen Zeichen macht Gott heute seine Wegweisung und seinen Schutz deutlich?

Mit Martin Luther zu sprechen könnten wir sagen: Im Wort. In seinem biblischen Wort! Sola scriptura – allein die Schrift. Im Schauen auf den biblischen Text, seine orientierenden Geschichten, seine Fragen klärenden Briefe, seine prophetischen Worte und Weissagungen und wohlwollenden Mahnungen erhalten wir Gottes Führung durch unsere Tage und Jahre. Gott steht uns bei. Er geht uns voraus und bleibt uns also nahe. Davon zeugt die Bibel und darin spiegeln sich die Bilder unseres Alltags. Und vieles tut sich auf, was wie eine Feuersäule in der Nacht oder wie eine Wolkensäule am Tag die Richtung weisen kann.

So sehe ich uns auch im kommenden Jahr immer wieder über unser Leben nachdenken auf dem Hintergrund biblischer Worte. Hoffentlich bald auch wieder miteinander und unter dem schützenden Zeltdach unserer Kirche, die vielen unter uns gerade sehr fehlt. Es tut gut, im Alltag innezuhalten und gemeinsam zu reflektieren, wo wir stehen und uns zu fragen: Wo geht es lang?

Und in uns werden dann wieder und wieder Bilder entstehen, die uns wie Wolkenformationen am Himmel Orientierungshilfen sein können. Oder es werden Menschen an unsere Seite treten, die - wie ein Feuer- mächtig und heiß oder wohltuend warm Richtungen weisen. Und wir werden wissen: Gott ist da! Mit uns auf dem Weg. Er geht ja voran!

Amen. Wahrlich, so soll es sein.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

 

Fürbittengebet

„Der du die Zeit in Händen hast,
Herr, nimm auch dieses Jahres Last.“ (Ev. Gesangbuch Nr. 64)

Ja, Gott, so manches ist uns zur Last geworden in diesem Jahr.
In unserer kleinen Welt, in unserer nächsten Umgebung, unserem Alltag, unserem Leben.
Aber auch in der großen Welt. An Orten, die uns fern sind. Und in Entscheidungen, die wir nicht beeinflussen können.
Wir fragen uns: Warum? Und können keinen Sinn erkennen, in vielem, was geschehen ist und immer wieder geschieht.

Wir bitten Dich, Gott, gib du einen Sinn allem, was wir nicht begreifen können.
Und lass und nicht in Sorgen und Ängsten verharren, sondern stifte Hoffnung und Zuversicht, die uns frohgemut nach vorne blicken lassen.

„Der du die Zeit in Händen hast,
Herr, nimm auch dieses Jahres Last. Und wandle sie in Segen.“

Ja, um deinen Segen bitten wir dich, Gott.
Um deinen Segen für alle Menschen – nah und fern.

Dass die Not ein Ende hat, die das Leben so vieler bedroht.
Dass genug zu essen und zu trinken haben, sauberes Wasser und gesunde Luft, alle, die unter Verhältnissen leiden, die sie nicht zu verantworten haben.

Darum bitten wir dich, Gott, heute. Für Morgen. Für das neue Jahr, das vor uns liegt.
Gib, dass wir ihm gelassen entgegensehen und uns freuen können auf das, was es uns – mit deinem Segen – an Gutem und Schönem bringen möge.

Gott, vor dich bringe ich, was mich persönlich bewegt:

Guter Gott, erhöre mich.

Mit Jesu Worten beten wir: Vater unser…

 

Lied

Von guten Mächten (EG 65)

Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Noch will das Alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das du uns geschaffen hast.

Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
die du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Liedbegleitung von Sabine Erdmann (Orgel): 

 

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir + Frieden. Amen.

 

Johann Sebastian Bach (1685-1750), Sonate C-Dur BWV 1033 für Flöte und Basso Continuo: Andante und Allegro von Sabine Erdmann (Orgel) und Stefan Klemm (Flöte): 

 

Wir wünschen Ihnen und den Ihren ein frohes und gesegnetes Jahr 2021

Mit herzlichen Grüßen, Ihre Pfarrerin Brigitte Schöne, Kirchenmusikerin Sabine Erdmann und Stefan Klemm.

 

Wenn Sie Fragen oder Anregungen zu diesem Gottesdienst haben, dürfen Sie mir gerne schreiben: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Informationen

Die jährliche Sammlung „Brot für Welt“ wird in diesem Jahr dem Projekt "Satt trotz Dürre" in Sambia zugutekommen. Informationen dazu im Dezember-Gemeindebrief, Seite 2.

 

Kollektensammlung


"Gehörlose können vom Mund ablesen" – glauben viele. Aber das gilt nur für 30 Prozent der Buchstaben. Der Rest ist Raten. Damit das in der Kirche nicht nötig ist, gibt es gebärdensprachliche Gemeinden. Dort erleben Gehörlose kirchliche Gemeinschaft barrierefrei: Gottesdienst, Seelsorge, Unterricht, Beratung, Fortbildung –alles ist in Gebärdensprache möglich. Und ohne Gebärdensprache furchtbar schwer. Anders bei den Schwerhörigen. Sie leben mitten in den Gemeinden –und doch am Rand, weil sie vieles nicht verstehen. Hier hilft und berät die Schwerhörigenseelsorge Einzelne, damit ein barrierefreies Miteinander möglich ist.

Weitere Informationen unter: hoer.ekbo.de/gehoerlosen-und-schwerhoerigenseelsorge.


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Kennwort: Kollekte 31.12.2020

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