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Psalm, Liedauswahl, Andacht und Gebet von Pfarrerin Brigitte Schöne



Kinder des Lichts

„Der Einsatz ist hoch“, heißt es nicht nur im Glücksspiel. Manche Entscheidungen im Leben verlangen uns viel ab: Kraft und Energie, Geld und Geduld, Tränen, manchmal auch Trennungen…
Und trotzdem würden wir uns meist wieder genauso entscheiden. Weil es rückblickend richtig war, weil uns die Erfahrung reicher gemacht hat.
Auch bei Jesus ist der Einsatz hoch, das zeigt der Sonntag Okuli. Der Verrat durch seinen Jünger Judas ist erst der Anfang seines Leidenswegs. Doch er hat sich entschieden.
Im Bibeltext heute, im Evangelium, fordert Jesus auf drastische Weise, ihm zu folgen. Jesus folgen in sei-ner Weise zu leben und auch in seinem Blick auf Gott. Und es wird deutlich: Wer Jesus nachfolgen will, muss verzichten lernen, darf nicht zurückschauen. Wer Gott ernst nimmt, muss Entscheidungen treffen. Es geht um ein Leben in Liebe und Hingabe.
Die Bibel erzählt von Menschen, die Gott bis zum Äußersten gefordert hat: Jeremia, der um Gottes Willen verspottet wird; Elia, der auf der Flucht zu Tode erschöpft ist. Und doch erfahren gerade sie: Gott ist bei mir. Er macht mich stark.
Liebe Leserinnen und Leser, seien Sie gegrüßt.

Zu Gott aus der tiefen Überzeugung beten, dass er - Gott- mich begleitet. Er wird sich zwischen mich und das Schlimme und alles Böse stellen. Zu Gott beten in geradezu blindem Vertrauen und wider alle Reali-tät. Gott an alle Zusagen erinnern, damit nicht geschieht, was so offensichtlich auf mich zuzukommen scheint. Alles das steckt in diesem biblischen Gebet, in Versen aus dem Psalm 34.

Psalm 34, 16-23

Die Augen des Herrn merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien.
Das Antlitz des Herrn steht wider alle, die Böses tun, dass er ihren Namen ausrotte von der Erde.
Wenn die Gerechten schreien, so hört der Herr und errettet sie aus all ihrer Not.
Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind,
und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.
Der Gerechte muss viel leiden, aber aus alledem hilft ihm der Herr.
Er bewahrt ihm alle seine Gebeine, dass nicht eines von ihnen zerbrochen wird.
Den Frevler wird das Unglück töten, und die den Gerechten hassen, fallen in Schuld.
Der Herr erlöst das Leben seiner Knechte, und alle, die auf ihn trauen, werden frei von Schuld.

Gebet

Gütiger Gott, deine Augen sehen auf uns.
Vertreibe unsere Sorgen und die Angst, allein zu sein.
Lass uns auf Dich sehen und auf dein Erbarmen,
das du uns zuwendest in Jesus Christus, deinem Sohn. Amen.

Evangelium

Lukas 9, 57–62
Und als sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du gehst. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.
Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. Er aber sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes!
Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Hause sind.
Jesus aber sprach zu ihm: Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

Lied

Er weckt mich alle Morgen

Ev. Gesangbuch Nr. 452, 1-5
Text: Jochen Klepper 1938; Melodie: Rudolf Zöbeley 1941

1) Er weckt mich alle Morgen,
Er weckt mir selbst das Ohr.
Gott hält sich nicht verborgen,
führt mir den Tag empor,
daß ich mit Seinem Worte
begrüß das neue Licht.
Schon an der Dämmrung Pforte
ist Er mir nah und spricht.

2) Er spricht wie an dem Tage,
da Er die Welt erschuf.
Da schweigen Angst und Klage;
nichts gilt mehr als Sein Ruf.
Das Wort der ewgen Treue,
die Gott uns Menschen schwört,
erfahre ich aufs neue
so, wie ein Jünger hört.

3) Er will, daß ich mich füge.
Ich gehe nicht zurück.
Hab nur in Ihm Genüge,
in Seinem Wort mein Glück.
Ich werde nicht zuschanden,
wenn ich nur Ihn vernehm.
Gott löst mich aus den Banden.
Gott macht mich Ihm genehm.

4) Er ist mir täglich nahe
und spricht mich selbst gerecht.
Was ich von Ihm empfahe,
gibt sonst kein Herr dem Knecht.
Wie wohl hat's hier der Sklave,
der Herr hält sich bereit,
daß Er ihn aus dem Schlafe
zu seinem Dienst geleit.

5) Er will mich früh umhüllen
mit Seinem Wort und Licht,
verheißen und erfüllen,
damit mir nichts gebricht;
will vollen Lohn mir zahlen,
fragt nicht, ob ich versag.
Sein Wort will helle strahlen,
wie dunkel auch der Tag.

Gedanken zum Sonntag

Grundlage ist ein Abschnitt aus dem Brief an die Epheser, Kapitel 5, Verse 1-2 und 8-9
„So ahmt nun Gott nach als geliebte Kinder und wandelt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.
Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts;
die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“

Endlich wieder Sonnentage. Die Zahnärztin fragt mich, ob sie lieber die Vorhänge zuziehen soll, denn die Sonne scheine mir ja direkt mitten ins Gesicht. Nein, sage ich, es ist wunderbar…
Endlich wieder Sonnentage mit blauem Himmel und sich erhellenden Gesichtern. Ich laufe durch die Gär-ten. Die Luft ist klar. Alles ist so gut zu sehen in Nah und in Fern.
Wie ein Kind fühle ich mich. Ja, es fühlt sich so an wie in Kindertagen: Die Amsel singt, die innere Kraft wächst und ich möchte die Welt und mich und eben alles nicht weniger als neu machen. Energie pur. Ein Kind im Licht. Ein Kind des Lichts.

„Wandelt als Kinder des Lichts“, sagt der Schreiber des Epheserbriefes zu den Menschen in der Christen-gemeinde in der Stadt Ephesus. Vielleicht anders formuliert: Ihr seid Menschen, beschienen von Sonne, erfüllt mit einer neuen Energie und befähigt, anders zu leben. Also lebt so!
Es ist aber nicht die Sonne am Firmament, die der Briefeschreiber hier meint. Das Licht hier entstammt einer anderen Quelle. Es ist dieselbe wie das Licht an Weihnachten, dass die Hirten beschien (und sie zunächst in Angst und Schrecken versetzte). Es ist das Licht, das dem Saulus aufging und ihm zum Paulus machte. Es ist das Licht, das vielen Menschen in Jahrtausenden leuchtete und bis heute Menschen zu Christen macht. Es ist Gottes Licht, das uns bescheint. Dieses Licht vermag eine neue Energie in uns zu wecken. Lichtenergie, Gottesenergie.

Nun ist es so, dass ich in diesen Tagen wohl die wärmer werdende Sonne auf der Haut spüre, aber nur wenig von innen kommende Gottesenergie. Die Nase aus der Sonne gezogen, die Augen geöffnet fällt der Blick sehr bald auf den nächsten Menschen mit Mund- und Nasenschutz, werde ich erinnert an die Konfirmanden, die ich seit Monaten nicht wirklich gesehen habe. Ich weiß von den Erkrankten und ihrem wochenlangen Schwächezustand. Ich sehe vor mir die Menschen, die Angehörige begraben müssen. Mei-ne Augen streifen die ersten leergeräumten Geschäfte und ich nehme die Verzagtheit in den Gesichtern auf der Straße wahr. Die Luft ist nicht rein, sondern voller Schimpf und Verzagtheit.

Von denen aber im Gotteslicht - von uns! - wird nun hier vom Briefeschreiber erwartet, dass wir als „Kin-der des Lichts“ alles in einem anderen Licht sehen…
Vielleicht würde erklärend hinzugefügt: In der Taufe hat sich Gott euch zugesagt. Und im Blick auf Jesus hätten wir doch die beste Orientierung. So könnte es gerade uns gelingen, alles in einem anderen Licht zu sehen. So könnte es uns gelingen, durch das Elend hindurch zu schauen. Uns sollte es möglich sein, Licht am Ende des Tunnels zu erkennen, weil Gott es nicht bei der Dunkelheit lässt. Nicht bei den Dunkelheiten im Leben und – seit Jesus wissen wir das - nicht in der Finsternis des Todes.

Können wir es sein: Kinder des Lichts? Werden wir es sein?

„So ahmt nun Gott nach“ fordert der Briefeschreiber die Christen in Ephesus auf. Und er benutzt hier ein Wort, dass es nur dieses eine Mal hier in der Bibel gibt: Gott nachahmen. Nachmachen. Ihm abschauen, wie es geht.
Nachahmen ist etwas Kindliches. Kinder spielen die Erwachsenenwelt und tun so als ob… Als ob sie Eltern wären oder eine Krankenschwester und ein Patient. Als ob sie kämpfen wie Außerirdische gegen die Erdenmenschen oder als das Gute gegen das Böse.
Wenn Kinder nachahmen, ist es immer ein spielerisches Geschehen.

Vielleicht gelingt es uns so, Kinder des Lichts zu sein in dieser noch immer so verschatteten Zeit: In dem wir es spielerisch angehen. Indem wir es leicht nehmen und ausprobieren, was möglich sein könnte. Gott nachzuahmen könnte heißen, so wie Jesus auf die Menschen zugehen und sie allein als Menschen und in ihrer ganzen Bedürftigkeit sehen. Egal wer und woher, es gilt, im Gegenüber den Menschen zu sehen und für ihn da zu sein. Gott nachzuahmen könnte heißen, wie Jesus mutige Entscheidungen zu treffen und voller Gottvertrauen nach vorne zu schauen. Es könnte auch bedeuten, sich wie Jesus gegen die Zeit zu stellen und Dinge ganz anders anzugehen.
Wie Jesus… Gott nachahmen gelingt, wenn wir auf Jesus schauen.

Abraham Heschel, jüdischer Theologe und Rabbi im 20. Jahrhundert, sagte dazu: „Fromme Taten ahmen Gott nicht nach, sondern repräsentieren Gott in der Welt“. Als Kinder des Lichts werden wir also zu Leuchten Gottes in der Welt.
Nehmen wir die Aufforderung an, gern ganz spielerisch. Amen.

Lied

Wohl denen, die da wandeln

Ev. Gesangbuch Nr. 295
Text: Cornelius Becker 1602, Melodie: Heinrich Schütz 1661

1) Wohl denen, die da wandeln
vor Gott in Heiligkeit,
nach seinem Worte handeln
und leben allezeit;
die recht von Herzen suchen Gott
und seine Zeugniss' halten,
sind stets bei ihm in Gnad.

2) Von Herzensgrund ich spreche:
dir sei Dank allezeit,
weil du mich lehrst die Rechte
deiner Gerechtigkeit.
Die Gnad auch ferner mir gewähr;
ich will dein Rechte halten,
verlaß mich nimmermehr.

3) Mein Herz hängt treu und feste
an dem, was dein Wort lehrt.
Herr, tu bei mir das Beste,
sonst ich zuschanden werd.
Wenn du mich leitest, treuer Gott,
so kann ich richtig laufen
den Weg deiner Gebot.

4) Dein Wort, Herr, nicht vergehet,
es bleibet ewiglich,
so weit der Himmel gehet,
der stets beweget sich;
dein Wahrheit bleibt zu aller Zeit
gleichwie der Grund der Erden,
durch deine Hand bereit'.

Gebet

Hilf uns, Gott des Lebens.
Hilf uns in dieser Zeit
mit deiner Güte,
mit deiner Gerechtigkeit,
mit deiner Wahrheit.

Hilf denen,
die an deiner Güte zweifeln,
die fragen, wo du bleibst,
die sich vor der Zukunft fürchten,
die sich aufreiben und nur Finsternis sehen.
Hilf du und antworte ihrer Not.

Hilf denen,
die nach Gerechtigkeit schreien,
die hungern,
die sterben,
die von allen verlassen sind.
Hilf du und sorge für ein gerechtes Leben.

Hilf denen,
die um die Wahrheit ringen,
die sich der Lüge verweigern,
die dich suchen,
die dir vertrauen und Jesus nachfolgen.

Hilf du deiner Gemeinde – hier und in aller Welt.
Diese Zeit braucht Menschen, die aus deiner Güte leben.
Diese Zeit braucht Menschen, die die Gerechtigkeit lieben.
Diese Zeit braucht Menschen, die die Wahrheit bezeugen.
Mache du uns zu solchen Menschen
durch Jesus Christus, deinen Sohn
und unseren Bruder und Erlöser.
Ihm vertrauen wir uns an – heute und alle Tage.

Vater unser

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

Segen

Gott segne Dich und er behüte Dich.
Gott lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht und gebe dir Frieden. Amen.


Mit herzlichen Grüßen, Pfarrerin Brigitte Schöne
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Informationen

Die Kirche wird sonntags bis auf weiteres von 10-12 Uhr geöffnet sein für stille Einkehr und Gebet. Andachten und Gottesdienste können nicht stattfinden, aber Pfarrerin Schöne und unsere Kirchenmusikerin sind vor Ort mit Lesungen, Gebete und Orgelklang.

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Geschlechtergerechtigkeit und Bildung in Vielfalt

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Kennwort: Kollekte 7.03.2021
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