Geschichte

Viele Menschen in der Gemeinde erinnern sich noch an das erste Gemeindezentrum der Johann-Sebastian-Bach-Kirchengemeinde (damals noch der "Pfarrbezirk Süd" der Johanneskirchengemeinde) auf dem Grundstück Luzerner Straße 10-12 am Thuner Platz. Liebevoll wird das Gebäude bis heute "die Baracke" genannt, die eigentlich eine sogenannte "Notkirche" war, erworben von der Daniel-Gemeinde in Wilmersdorf. Erich Ruhtz hatte das Fertighaus aus Holz entworfen, dass - obschon bereits in die Jahre gekommen - hier am Thuner Platz den Christen im südlichen Lichterfelde dienen sollte. Am 11. Februar 1968 wurde mit diesem Haus das erste Gemeindezentrum eingeweiht. Daran wollen wir – mehr als 5 Jahrzehnte später- mit einem Rückblick des damaligen Pfarrer Dietrich Kleiner gern erinnern.

 

Nach rund 10 Jahren, die ich in Lichterfelde den dritten Pfarrbezirk der Johanneskirchengemeinde und manches andere – Jugend, Religionsunterricht, Fahrten aller Art – zu betreuen hatte, war es endlich so weit, dass die Grundstücke, auf denen heute Kirche und Gemeinderäume einschließlich Kindertagesstätte stehen, in den Besitz der Kirche gekommen waren und das Fertiggemeindehaus, das in der Wilmersdorfer Daniel-Gemeinde nicht mehr gebraucht wurde, gegenüber dem Parkfriedhof aufgebaut werden konnte. Es waren mühevolle Jahre vergangen, in denen ein umfangreiches Gemeindeleben im Pfarrhaus – Carstennstraße 42 – stattfand, bis das dritte Kind der Pfarrersfamilie geboren wurde und nur noch das "Amtszimmer" und das Gemeindebüro in dem Einfamilienhaus bleiben konnten. Immer wieder verzögerte sich die Versetzung des neuen alten Gebäudes, bis – ausgerechnet im schneereichen Winter 1967/68 – die Bauteile für das Gebäude angeliefert und aufgebaut wurden. Aber dann war es unglaublich schön, wie sich unser neues Gemeindehaus mit Leben füllte. Es hat wenig Zweck, Zahlen zu nennen, die die Größe der einzelnen Gruppen bezeichnen würden. Ja, es waren andere Zeiten, und die Konstellation der Gemeinde war aus vielerlei Gründen für den Aufbau ungewöhnlich günstig.

Es gab einige Familien, die sich kirchlich gern engagierten. Wie viele Namen möchte man nennen: Stock, Mundry, Mach, Hartwig, von Roell, Przewowsky, Schröters in der Goerzallee und in der Aarauer Straße, Kretschmer und viele viele andere. Neben den Gottesdiensten brachte der Kindergottesdienst eine große Schar von Mädchen und Jungen ins Haus, Möglicherweise wurden sie von den Eltern geschickt, damit die ihrerseits am Sonntag mal eine gute Stunde Ruhe hatten. Aber die Kinder kamen gern, wurden allerdings auch ganz schön verwöhnt – mit neuen Liedern, mit Kinderfesten und Ausflügen in den Grunewald oder an die Havel. Die "Zeller Weihnacht" von Paul Burkhard- aufgeführt mit rund hundert mitwirkenden in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche – ohne Mikros, aber mit geschulten Sprechern – war einer der Höhepunkte des Gemeindelebens – ohne das Proben am Thuner Platz undenkbar. Fred Schröter – Musiker am Theater – war der richtige Mann an der kleinen Orgel. Seine Frau die immer fröhliche Betreuerin der Vormittagskindergruppen. Die Seniorentreffen – jeden Freitag – waren, auch durch den treuen Einsatz der Gemeindeschwestern Frieda Ludewig, später Schwester Brigitte, einer der wichtigen Bausteine, die die "Kirchen-Oberen" überzeugten, dass am Thuner Platz eine eigene Gemeinde geschaffen werden sollte. Tischtennis an drei Platten war ein Angebot für die Arbeitnehmer, die West-Berlin aus der Bundesrepublik holte – z.B. an die großen   Neubauten an der Goerzallee. "Lets Dance"-Jugendtreffen mit großem Zulauf, sogar einige Male Tanzstunden für Erwachsene und natürlich die großen Konfirmandengruppen, die dann – als sie wählen durften, ob sie in der Johanneskirche konfirmiert werden wollten oder im Fertiggemeindehaus – sich zur Freude des Pfarrers für den Thuner Platz entscheiden. Auch eine "Ökumenische Trauung" mit dem trefflichen Monsignore Müller von der benachbarten katholischen "Heiligen-Familie-Gemeinde" erlebte die "Baracke". Beinahe hätte ich Frau Lieselotte Tiedemann und Frau Ursula Knecht zu erwähnen vergessen. Sie taten im Sekretariat und in der Hauspflege zuverlässigen Dienst und brachten mit Gruppenleitern und anderen Helfern das Gemeindeleben in Schwung. (Frau Knecht ist noch immer und in diesem Jahr 59 Jahre in der Gemeinde tätig). Es muss wohl noch einmal eine Chronik verfasst werden, die die Anfänge des Gemeindelebens für die Nachwelt festhält. Darin müsste dann auch berichtet werden, dass das turbulente politische Treiben in den 68er Jahren nicht spurlos am Gemeindeleben in Lichterfelde vorbei gegangen ist. Auch die vielen Gastgruppen, drei Chöre aus den USA, mehrmals Freunde aus Schweden, England und Westdeutschland, die in den Familien oder sogar im Gemeindehaus selbst aufgenommen wurden, waren eine große Bereicherung.

Möge der gute Geist, der oft – nicht immer – in der "Baracke" zu spüren war, seine Kraft auch in der Zukunft entfalten, ganz im Sinne der Botschaft, die der Namenspatron der Gemeinde – Johann Sebastian Bach – unter viele seiner Werke geschrieben hat: "Soli Deo Gloria". Das wünscht sich und allen, die um den Parkfriedhof Lichterfelde und im Schweizer Viertel wohnen und haupt- und ehrenamtlich im Gemeindehaus, in der Kirche oder in der Kindertagesstätte tätig sind, der erste Pfarrer der Gemeinde - Dietrich Kleiner.

 

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