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Psalm, Lieder, Andacht und Fürbittengebet von Dekan i.R. Martin Ost

 

Bild von Stefano Ferrario auf Pixabay

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Dunkel ist vieles im Leben und auf der Welt. Düstere Prophezeiungen klingen wahrscheinlicher als Zuversicht. Heller wird die Welt durch sie aber nicht. Und es immer schon gewusst zu haben, hilft auch keinem. Vor allem aber verdunkeln sie unseren Blick und Anblick, wir tragen zur Dunkelheit bei. Der Wochenspruch weist Christen einen anderen Weg: „Wandelt als die Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ (Epheserbrief 5, Vers 8b-9)

Licht verbreiten statt das Dunkel zu vermehren – der Sinn unsers Lebens.

 

Lied

Die güldene Sonne (EG 444)

1. Die güldene Sonne
bringt Leben und Wonne,
die Finsternis weicht.
Der Morgen sich zeiget,
die Röte aufsteiget,
der Monde verbleicht.

3. Kommt, lasset uns singen,
die Stimmen erschwingen,
zu danken dem Herrn.
Ei bittet und flehet,
dass er uns beistehet
und weiche nicht fern.

4. Es sei ihm gegeben
mein Leben und Streben,
mein Gehen und Stehn.
Er gebe mir Gaben
zu meinem Vorhaben,
lass richtig mich gehn.

5. In meinem Studieren
wird er mich wohl führen
und bleiben bei mir,
wird schärfen die Sinnen
zu meinem Beginnen
und öffnen die Tür.

 

Psalm 48

Groß ist der HERR und hoch zu rühmen
in der Stadt unsres Gottes, auf seinem heiligen Berge.
Schön ragt empor der Berg Zion,
daran sich freut die ganze Welt,
der Gottesberg fern im Norden,
die Stadt des großen Königs.
Wie wir es gehört haben, so sehen wir es
an der Stadt des HERRN Zebaoth,
an der Stadt unsres Gottes:
Gott erhält sie ewiglich.
Gott, wir gedenken deiner Güte
in deinem Tempel.
Gott, wie dein Name, so ist auch dein Ruhm
bis an der Welt Enden.
Deine Rechte ist voll Gerechtigkeit.
Dessen freue sich der Berg Zion,
und die Töchter Juda seien fröhlich,
weil du recht richtest.
Ziehet um Zion herum und umschreitet es,
zählt seine Türme;
habt gut acht auf seine Mauern,
durchwandert seine Paläste,
dass ihr den Nachkommen davon erzählt:
Wahrlich, das ist Gott, unser Gott für immer und ewig.
Er ist's, der uns führet.

 

Gebet

Du Gott des Lichts, lass uns als deine Kinder leben, Menschen mit Güte begegnen, Gerechtigkeit suchen für Schwache, ehrlich bleiben, auch mit uns selbst.
Aber oft scheitern wir, auch mit unseren guten Vorsätzen. Gott, erleuchte uns immer neu, dass wir dein Licht weitergeben und in deinem Licht leben. Wir bitten Dich.

Amen.

 

Evangelium

Johannesevangelium Kapitel 9, Verse 1-7 (das ist auch der Predigttext)

Und Jesus ging vorüber und sah einen Menschen, der blind geboren war. Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren ist? Jesus antwortete: Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm. Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. Als er das gesagt hatte, spuckte er auf die Erde, machte daraus einen Brei und strich den Brei auf die Augen des Blinden. Und er sprach zu ihm: Geh zum Teich Siloah – das heißt übersetzt: gesandt – und wasche dich! Da ging er hin und wusch sich und kam sehend wieder.

 

Lied

Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt (SJ 114)

1. Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe.
Ich lobe meinen Gott, der mir die Fesseln löst, damit ich frei bin.

Kehrvers

Ehre sei Gott auf der Erde
in allen Straßen und Häusern,
die Menschen werden singen,
bis das Lied zum Himmel steigt.
Ehre sei Gott und den Menschen Frieden,
Ehre sei Gott und den Menschen Frieden,
Frieden auf Erden.

2. Ich lobe meinen Gott, der mir den neuen Weg weist, damit ich handle.
Ich lobe meinen Gott, der mir mein Schweigen bricht, damit ich rede.

Kehrvers

3. Ich lobe meinen Gott, der meine Tränen trocknet, dass ich lache.
Ich lobe meinen Gott, der meine Angst vertreibt, damit ich atme.

Kehrvers

 

Andacht

Menschen wollen wissen und erklären können, wie die Welt funktioniert, v.a. wenn sie nicht funktioniert. Wenn man keine Erklärung fände, müsste man damit leben, dass die Welt aus den Fugen ist. Die Frage „Warum?“ ist gut. Viele Fehler kann man nur abstellen und künftig vermeiden, wenn man weiß, warum es so ist, wie es ist oder wenn man den Schuldigen findet, der etwas vergessen, verdorben oder falsch entschieden hat. Fehler können zwar passieren, aber wir wollen die Dinge in der Hand behalten und Fehler abstellen.

So auch die Freunde Jesu in unserem Text: Warum jener Mann blind geboren ist, fragen sie. Genau besehen wissen sie die Antwort und es ist eine fromme Antwort: Gott muss dahinterstecken. Weil dieser Gott gerecht ist, muss diesem Menschen Recht geschehen sein. Also muss da eine Schuld, eine Sünde sein und die Frage ist nur: Er oder seine Eltern?

Nicht im Traum denken sie daran, es könnte alles auch ganz anders sein. Es hat auch ein bisschen was Eitles: Wie sie alles erklären und Jesus beeindrucken wollen: Sie kennen sich aus mit Gott, dem gerechten. „Der ist doch gestraft!“, hätten meine fränkischen Mitmenschen über den Blinden gesagt, er und seine Eltern. Armer Kerl, aber man kann nichts machen.

Die Jünger müssen den gerechten Gott und das schlimme Übel in eine Reihe bringen und das geht nur so: Er ist gestraft. So passt wieder alles. Gott ist gerecht und dem Blinden geschieht Recht. Für den Blinden ist nichts geklärt, aber die Welt hat ihre Ordnung: Das Schlimme, das ich sehe, ordnet sich ein. Und ich muss mich nicht fürchten, weil ich ordentlich lebe. Was es mit Gott macht, ihn sich als Strafenden vorzustellen, der die Sünde der Väter an einem Kind heimsucht, ist ihnen nicht bewusst; Gerechtigkeit hat bei vielen Menschen etwas Kaltes, Unpersönliches.

Vergangene Zeiten, altmodische Gedanken? Wir erleben gerade bei Corona nichts anderes: Wenn man Corona nicht bestreiten will, muss man das Schlimme erklären. Schuldige werden gesucht. Jede Bemerkung, die jemand einmal gemacht hat und die sich im Nachhinein als ein bisschen ahnungslos herausstellt, kann man den Menschen vorhalten. Haben sie nicht erst Masken für unsinnig erklärt? Hat man nicht zu spät reagiert? Und der Welthandel und China und die Art, wie wir leben und Tiere halten – je nach Weltanschauung: Was man immer schon falsch fand, macht man zur Ursache des Übels. Und die Welt ist wieder in Ordnung, ich kenne mich aus und kann alles verstehen und die mich nicht hören wollen, sind dumm oder Teil der Verschwörung. Immer mehr Menschen werden unfriedlich, aufgehetzt, streiten – nicht hilfreich gegen die Seuche, aber hilfreich, weil man sich gescheiter vorkommen kann als andere, auch Fachleute. Ich kann es erklären!
Der einzige Unterschied zu den Jüngern: Dass Gott aus dem Spiel ist. Dass alles eine Strafe Gottes sei, das sagen nur Christen von der ganz konservativen Ecke und finden Gründe in all dem, was sie immer schon schlimm und falsch fanden: Homosexualität, gottlose Gesellschaft, was auch immer.

Bischöfe widersprechen: Corona ist keine Strafe Gottes, sagen sie.

Ich, ehrlich gesagt, weiß nicht, was Gott will und was er geplant hat und wo er sich versteckt. Aber ich weiß: Gott ist immer da, ich kann zu ihm rufen, und wenn er die Geschichte in seiner Hand hat, wird alles irgendwie gut werden, auch, wenn ich es nicht verstehe.

Statt von Gott reden Menschen heute von Verschwörungen. Sie finden Schuldige, einen geheimen Plan. Verschwörungstheorien sind ein weltlicher Ersatz für Gott, an den man nicht glaubt. Aber damit leben, dass man einem Geschehen ausgeliefert ist, von dem man weder Ursache noch Wirkung und Sinn erkennt, das einfach auf uns zukommt und wir können so wenig machen wie jener Blinde gegen seine Blindheit: das macht machtlos und ratlos und wütend. Damit alles seine Ordnung hat, damit sie nicht Opfer sind, sondern Wissende, verbreiten sie Theorien und es kümmert sie nicht, dass wieder einmal Juden die Ursache von allem sind oder andere Lieblingsfeinde. Sie zerstören die Gemeinschaft nur dafür, dass sie selbst sich auskennen.

Jesus beantwortet die Frage anders – er schaut in eine andere Richtung. Nicht zurück, warum?, sondern in die Zukunft: Wozu? „Die Werke Gottes sollen sich zeigen an ihm“ – Ihr könnt etwas lernen über Gott, die Ihr meint, alles über Gott zu wissen. Etwas, das Euch angeht, wo Ihr nicht die seid, die es immer schon gewusst haben und gehen dann ihrer Wege, weil es mich ja nicht betrifft, sondern ihr seht, was Gott will und wie er eingreifen kann: Der Blinde kann sehen. Wo Menschen nichts tun können und aus lauter Hilflosigkeit ihr Nichtwissen mit klugen Reden verstecken wollen, da tut Gott Wege auf. Am Ende wäre dieser Blinde nur blind, damit die klugen Menschen mit ihren tausend klugen Erklärungen selbst sehend werden. Damit sie sich schämen für ihre Reden und neu hinsehen und alles anders ansehen.

Und nun, nachdem ich geredet habe über Menschen, die Erklärungen suchen und Schuldige für Corona und die Folgen, will ich mich nicht drücken um die Frage nach Gott. Wenn richtig ist, was in der Bibel steht „Es ist kein Unglück in der Stadt, das der Herr nicht weiß“, muss alles ja mindestens in seinem Plan vorkommen. Und obwohl ich nicht sagen kann, wie Gott es meinen oder gemeint haben könnte und ich auch einem Bischof das nicht zutraue und keinem Menschen – irgendwie muss es doch zusammengehen für mich, wenn ich nicht untergehen will in Corona Maßnahmen und Vorsicht und Angst und Hoffnung auf Menschen und Impfstoff.

So frage ich nicht nach dem Warum und suche keine Schuldigen, sondern nach dem Wozu: Vielleicht und wenn es gut geht, hat Corona uns gelehrt, dass auch eine moderne Gesellschaft bei aller Individualität der Menschen nicht menschlich funktionieren kann, wenn es da kein Gefühl mehr gibt für den Zusammenhalt aller und dafür, dass ich manchmal zurückstehen muss, nicht für mich, sondern für andere, Alte, Junge, Risikogruppen, wen auch immer.

Ich weiß nicht, ob das die Absicht war, die Gott gehabt haben könnte und ich weiß, dass meine Vermutung ebenso aus meinen Gedanken über die Welt kommen wie die Folgerungen, die andere ziehen: Dass es die moderne Landwirtschaft und Tierhaltung ist, die schuld ist, dass man die Gelegenheit nutzt für Radwege und gegen Autos oder was auch immer – also Dinge, die man vorher schon wichtig fand. Ich weiß, dass man das bei mir auch sagen kann – aber das wäre eine Folgerung im Sinne Gottes, meine ich: Wenn wir uns nicht zerrauften in individuellen Interessen und darüber nichts mehr erreichen, weil alle zwar einsehen, dass wir Wohnungen brauchen aber dann nicht vor meinem Haus oder dass wir den Windstrom nicht ohne Leitungen nach Süddeutschland bringen, aber in unserem Dorf soll man sie nicht sehen, die Leitungen, da wäre es eine Erkenntnis, nicht nur auf das eigene zu sehen sondern auch auf die anderen, die jeweils Angewiesenen, Schwächeren, damit wir beieinander bleiben und alle leben können, die Großen und die Kleinen und die Reichen und die Armen: Sehen, was der, die andere braucht und wollen, dass er, sie es bekommt – ich denke: Wenn es nicht Gott ist, der solche Dinge verfolgt mit Corona, vielleicht hat er wenigstens diesen Gedanken gegeben und wir würden in seinem Geist leben auf diese Weise. Und seine Herrlichkeit würde offenbar, vielleicht. Mitten unter uns

Amen.

 

Fürbittengebet

Licht sein und geben ist nicht leicht,
wenn viele Dinge dunkel sind:
Die Zukunft, die Antwort auf Fragen
Das Leben mit Menschen.
Mach uns hell, damit wir nicht finster werden
Sondern aus Vertrauen auf Dich leben
Und Menschen Mut machen
Es mit solchem Vertrauen zu versuchen.

Lass uns an dein Licht glauben
Mehr als an all die düsteren Prognosen,
damit wir deine Kinder sind
und Menschen helfen, die im Dunkel leben:
denen, die Angst haben
denen, die in Trauer untergehen
denen, die sich keinen Rat mehr wissen.

Hilf, dass die lauten Schreier nicht überhand nehmen
Dass Menschen ihnen nicht vertrauen
Und ihren Wegen nicht folgen.
Schenke diesen Menschen neuen Mut
Dass sie gern leben
Und zum Leben anderer beitragen.

Stehe den Mächtigen der Erde bei,
Regierenden, Menschen, die Betriebe leiten,
Wissenschaftlern, die Lösungen suchen,
Schwestern und Pflegern, die manchmal keinen Atem mehr haben
Ärzten, die am Ende sind der Kraft.

Hilf, dass wir jedes Leben achten
Und helfen, wo wir es können,
dass niemand unter die Räder kommt.

Amen.

 

Lied

Du meine Seele, singe (EG 302)

1. Du meine Seele, singe,
wohlauf und singe schön
dem, welchem alle Dinge
zu Dienst und Willen stehn.
Ich will den Herren droben
hier preisen auf der Erd;
ich will ihn herzlich loben,
solang ich leben werd.

5. Er weiß viel tausend Weisen,
zu retten aus dem Tod,
ernährt und gibet Speisen
zur Zeit der Hungersnot,
macht schöne rote Wangen
oft bei geringem Mahl;
und die da sind gefangen,
die reißt er aus der Qual.

8. Ach ich bin viel zu wenig,
zu rühmen seinen Ruhm;
der Herr allein ist König,
ich eine welke Blum.
Jedoch weil ich gehöre
gen Zion in sein Zelt,
ist’s billig, dass ich mehre
sein Lob vor aller Welt.

 

Segen

Keinen Tag soll es geben, da du sagen musst:
Niemand ist da, der mir hilft in meiner Not.
Keinen Tag soll es geben, da du sagen musst:
Niemand ist da, der mich erfüllt mit seinem Trost.
Keinen Tag soll es geben, da du sagen musst:
Niemand ist da, der mich hält an seiner Hand.
Keinen Tag soll es geben, da du sagen musst:
Niemand ist da, der mich leitet und begleitet.
Auf allen deinen Wegen, Tag und Nacht
Sei behütet und beschützt.
So segne und behüte Euch der allmächtige und barmherzige Gott
Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.

 

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Martin Ost, Dekan i.R.

 

Kollektensammlung

Große Kirchen mit ihren weithin sichtbaren Türmen prägen seit jeher das Stadtbild der deutschen Städte. Der Aufwand, solche Kirchen zu erhalten und zu sanieren, ist entsprechend hoch. Ihre Eigentümer sind die Kirchengemeinden. Die heute oft kleiner werdenden Gemeinden könnten ohne finanzielle Zuschüsse ihre Kirchen kaum unterhalten. Die EKD-weite Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Stiftung KiBa) unterstützt Kirchengemeinden dabei, ihre Kirchen zu retten. Eine Förderung durch die Stiftung KiBa zieht weitere Fördermittel oft in vielfacher Höhe nach sich. Auch das Gemeindeleben verändert sich durch die große gemeinsame Aufgabe, und nicht selten entstehen Fördervereine, die weit über den Kreis der Gemeinde selbst hinaus reichen. Damit wird auch Ihre Kollekte, die ohne Abzug für Fördermaßnahmen verwendet wird, vielfach wirksam. Kirchen sind mehr als ein Denkmal!

Mehr Informationen erhalten Sie unter: www.stiftung-kiba.de

Spenden Sie bitte an:
Johann-Sebastian-Bach-Kirchengemeinde
IBAN: DE34 5206 0410 1803 9663 99
BIC: GENODEF1EK1
Zweck: Kollekte am 01.08.2020

Wir leiten Ihre Kollekte weiter! Gern senden wir auch eine Spendenbescheinigung zu.

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