Geistliche Angebote

Andacht, Lieder, Fürbitten von Lektorin Katja Tobolewski

 

Bild von Leroy Skalstad auf Pixabay

 

 

Lied

Gott ist gegenwärtig (EG 165)

1 Gott ist gegenwärtig.
Lasset uns anbeten
und in Ehrfurcht vor ihn treten.
Gott ist in der Mitte.
Alles in uns schweige
und sich innigst vor ihm beuge.
Wer ihn kennt, wer ihn nennt,
schlag die Augen nieder;
kommt, ergebt euch wieder.

2 Gott ist gegenwärtig,
dem die Cherubinen
Tag und Nacht gebücket dienen.
Heilig, heilig, heilig!
singen ihm zur Ehre
aller Engel hohe Chöre.
Herr, vernimm unsre Stimm,
da auch wir Geringen
unsre Opfer bringen.

8 Herr, komm in mir wohnen,
lass mein' Geist auf Erden
dir ein Heiligtum noch werden;
komm, du nahes Wesen,
dich in mir verkläre,
dass ich dich stets lieb und ehre.
Wo ich geh, sitz und steh,
lass mich dich erblicken
und vor dir mich bücken.

 

Psalm 34

Von David, als er sich wahnsinnig stellte vor Abimelech und dieser ihn vertrieb und er wegging.
Ich will den HERRN loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.
Meine Seele soll sich rühmen des HERRN, dass es die Elenden hören und sich freuen.
Preiset mit mir den HERRN und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen!
Da ich den HERRN suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht.
Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude, und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden.
Als einer im Elend rief, hörte der HERR und half ihm aus allen seinen Nöten.
Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.
Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet!
Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen! Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel.
Reiche müssen darben und hungern; aber die den HERRN suchen, haben keinen Mangel an irgendeinem Gut.
Kommt her, ihr Kinder, höret mir zu! Ich will euch die Furcht des HERRN lehren.
Wer ist's, der Leben begehrt und gerne gute Tage hätte?
Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden.
Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach!
Die Augen des HERRN merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien.
Das Antlitz des HERRN steht wider alle, die Böses tun, dass er ihren Namen ausrotte von der Erde.
Wenn die Gerechten schreien, so hört der HERR und errettet sie aus all ihrer Not.
Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.
Der Gerechte muss viel leiden, aber aus alledem hilft ihm der HERR.
Er bewahrt ihm alle seine Gebeine, dass nicht eines von ihnen zerbrochen wird.
Den Frevler wird das Unglück töten, und die den Gerechten hassen, fallen in Schuld.
Der HERR erlöst das Leben seiner Knechte, und alle, die auf ihn trauen, werden frei von Schuld.

 

Evangelium

Lukas Kapitel 16, Verse 19-31

Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Es war aber ein Armer mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voll von Geschwüren und begehrte, sich zu sättigen mit dem, was von des Reichen Tisch fiel; dazu kamen auch die Hunde und leckten seine Geschwüre. Es begab sich aber, dass der Arme starb, und er wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und wurde begraben. Als er nun in der Hölle war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. Und er rief: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und mir die Zunge kühle; denn ich leide Pein in diesen Flammen. Abraham aber sprach: Gedenke, Sohn, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird er hier getröstet, und du wirst gepeinigt. Und überdies besteht zwischen uns und euch eine große Kluft, dass niemand, der von hier zu euch hinüber will, dorthin kommen kann und auch niemand von dort zu uns herüber. Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, dass du ihn sendest in meines Vaters Haus; denn ich habe noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual. Abraham sprach: Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören. Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun. Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde.

 

Lied

Komm in unsere stolze Welt (EG 428)

1 Komm in unsre stolze Welt,
Herr, mit deiner Liebe Werben.
Überwinde Macht und Geld,
lass die Völker nicht verderben.
Wende Hass und Feindessinn
auf den Weg des Friedens hin.

2 Komm in unser reiches Land,
der du Arme liebst und Schwache,
dass von Geiz und Unverstand
nser Menschenherz erwache.
Schaff aus unserm Überfluss
Rettung dem, der hungern muss.

3 Komm in unsre laute Stadt,
Herr, mit deines Schweigens Mitte,
dass, wer keinen Mut mehr hat,
sich von dir die Kraft erbitte
für den Weg durch Lärm und Streit
hin zu deiner Ewigkeit.

4 Komm in unser festes Haus,
der du nackt und ungeborgen.
Mach ein leichtes Zelt daraus,
das uns deckt kaum bis zum Morgen;
denn wer sicher wohnt,
vergisst, dass er auf dem Weg noch ist.

5 Komm in unser dunkles Herz,
Herr, mit deines Lichtes Fülle;
dass nicht Neid, Angst, Not und Schmerz
deine Wahrheit uns verhülle,
die auch noch in tiefer Nacht
Menschenleben herrlich macht.

 

Predigt

Armut ist nicht sichtbar. Die Frau, die auf der Bank vor der Jacobikirche die Sonnenstrahlen genießt, hat sich sorgfältig geschminkt. Niemand soll auf die Idee kommen, dass sie sich am Ende des Monats bei der Tafel anstellen wird, weil das Geld nicht mehr für das Essen reicht. Auch Reisegruppen werden eher die Schokoladenseiten eines Landes vorgeführt. Die Einkaufsstraßen sind fein herausgeputzt, Sehenswürdigkeiten liegen selten in den staubigen Vorstädten voller Geröll. Armut ist nicht sichtbar, auch wenn sie vor unser aller Augen liegt. Denn wir haben gelernt, sie zu übersehen. Sie ist peinlich. Arm will niemand sein. Die Armen verbergen sie sorgfältig. Die Kinder werden mit neuester Technik ausgestattet, damit sie in der Schule nicht ausgelacht werden.

Arm sein gilt als Makel. Ich bin arm dran, schwingt da mit. Ich habe es nicht geschafft. Ich bin arm – wer das von sich sagt, hat entweder nicht mehr zu verlieren und hat sich selbst aufgegeben. Oder es ist ein Protest.
Da prallen Welten aufeinander. Leute, die nicht wissen wohin mit ihrem Geld, und andere, die mit Hartz IV gerade so über die Runden kommen. Der reiche Norden und der Globale Süden.

Jesus macht die Kluft zwischen diesen Welten sichtbar: der reiche Mann und der arme Lazarus. So wird die Geschichte meistens überschrieben. Der Arme hat kein Obdach und haust vor der Haustür, zusammen mit seinen Hunden, und der Reiche wird ihn in all den Jahren vielleicht nicht einmal bemerkt haben.

Die Ungleichheit zieht sich bis über den Tod hinaus. Es begab sich aber, dass der Arme starb, und er wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und wurde begraben. (16,22) Vom Begräbnis des Reichen wird berichtet. Bei Lazarus wird es nicht erwähnt. Ist das wirklich Zufall? Ich glaube eher, dass es für Lazarus tatsächlich keine Bestattung gab. Er war arm, krank, hatte nur sich und seine Hunde, so wie viele Obdachlose heute. Wer hätte ihn begraben sollen? Und wovon? In Indien wurden letztens im Ganges viele Tote angespült. Es wird vermutet, dass ihre Angehörigen zu arm waren, um sie zu verbrennen, wie es Sitte gewesen wäre.

Ein Riss geht durch die Gesellschaft. Jesus macht ihn deutlich. Er kaschiert ihn nicht. Und er macht deutlich, was bei Gott zählt. Lazarus sitzt in Abrahams Schoß. Der Reiche kommt in die Hölle.
Jesus macht die Armen sichtbar. Er ist selbst Teil dieser Welt. Er sagt von sich selbst, dass er nichts hat, wo er abends sein Haupt betten kann. Die Evangelien berichten, dass er hungrig war, oder erzählen von seinem Zorn, dass die Feigen am Baum noch unreif waren.

Interessanterweise wird dem Reichen keine einzelne verwerfliche Tat zur Last gelegt oder dass er besonders grausam oder niederträchtig gewesen wäre, um in die Hölle zu kommen. Allein die Tatsache, dass er reich war, ist für Jesus offensichtlich Begründung genug. Der Reichtum als solcher ist das Unrecht.

Reichtum kommt nicht von selbst zustande. Die Millionen und Milliarden werden auch heute in der Oberschicht weitergegeben und vererbt. Der Reichtum der einen beruht auf der Verarmung der anderen. Auch bei uns schützen und begünstigen die Gesetze eher das Eigentum als die Belange der Gemeinschaft. Sogar in der Pandemie haben die Vermögen der Wohlhabenden an Wert gewonnen, während Millionen von Menschen auf der ganzen Welt ihre Lebensgrundlagen verloren haben. Es ist das strukturelle Unrecht, an dem der Reiche teilhat. Ihm wird keine einzelne schlechte Tat vorgeworfen, sondern er ist Teil eines Unrechtssystems, das ihn zum Begünstigen macht auf Kosten der Armen.

Der Reiche bittet Abraham, er möge Lazarus in meines Vaters Haus senden; denn ich habe noch fünf Brüder, die soll er warnen. Es überrascht nicht, dass der Reiche in dieser Geschichte Teil einer verzweigten Oberschichtfamilie ist, deren Mitglieder – allesamt Männer – sich gegenseitig protegieren. Bezeichnenderweise haben Frauen darin so wenig zu sagen, dass sie nicht einmal erwähnt werden. Auch wenn der Reiche an Abraham appelliert, denkt er nur an sich, an seine eigene Familie. Er verwendet keinen Gedanken an die Armen und ihre Situation. Er zeigt immer noch kein Mitleid für die, die wie Lazarus vor den Türen sitzen. Selbst in der Hölle hat der Reiche nichts dazugelernt.

Die Geschichte von Lazarus gehört zu den bekanntesten des Neuen Testaments, und sie wurde oft missbraucht, um die Armen zu vertrösten und zu beschwichtigen. Sie sollten sich nur auf Erden gedulden und mit ihrem Los abfinden, im Himmel würden sie belohnt. Doch die Botschaft der Bibel ist eine andere. Abraham verweist den Reichen auf Mose und die Propheten. Abraham sprach: Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören. Für Jesus ist also klar, wovon die Bibel erzählt: sie tritt für Gerechtigkeit ein. Sie fordert Gerechtigkeit ein, bringt Witwen, Waisen, Fremde ans Licht. Sie zu missachten ist Sünde. In dieser Geschichte kommen eben nicht alle in den Himmel. Der Himmel steht bei Jesus den Armen offen.

Im Fernsehen präsentieren sich die Reichen und Schönen im Rampenlicht, ihre Namen wandern um die Welt. Die Namen der Armen kennt niemand – weder die der ausgelagerten Putzkräfte in schicken Bürohochhäusern noch die der afrikanischen Einwanderer, die in Spanien die Tomatenfelder für den europäischen Markt abernten. Sie verschwinden in einer namenlosen Menge und bleiben für uns meistens ohne Gesicht.

Bei Jesus ist es genau umgekehrt. Der Reiche bleibt namenlos. Der Arme bekommt einen Namen. Lazarus. Auf Engelsflügeln wird er in Abrahams Schoß getragen. Sein Leben lang galt er als Nichts. Bei Jesus bekommen Lazarus und seine Geschwister einen Namen und ein Gesicht.

 

Fürbitte

Barmherziger, Ewiger Gott,
du teilst die Fülle des Lebens aus.
Du verschenkst deine Liebe.

Wir bitten dich
für die Menschen,
deren Leben in Gefahr ist,
für die Frauen und Kinder auf der Flucht,
die Soldatinnen und Soldaten in den grausamen Kriegen,
für die, die Unrecht und Gewalt anprangern.
Teile mit ihnen die Fülle des Lebens
und erbarme dich.

Wir bitten dich
für die Menschen in unserer Nachbarschaft,
für die, die in Not geraten sind,
für die Kranken und Verzweifelten,
für alle, die auf die Tafeln angewiesen sind und
für die, die anderen helfen.
Teile du mit ihnen die Fülle des Lebens
und erbarme dich.
Wir bitten dich
für die Menschen,
die gleichgültig sind für das Leid der anderen,
die Hass säen und die Gewalt lieben,
die deine Schöpfung verachten
und sie zerstören.
Verwandele ihre Herzen
und erbarme dich.

Wir bitten dich
für unsere Verstorbenen,
nimm sie auf in Abrahams Schoß.
Wir bitten dich
für deine Kirche,
öffne unsere Ohren,
damit wir dein Wort hören und verstehen.
Öffne unsere Hände,
damit wir dein Wort tun und deine Liebe teilen.
Teile du mit uns und mit allen, die zu uns gehören
die Fülle des Lebens.
Durch Jesus Christus bitten wir:
Erbarme dich heute und morgen und alle Tage.
Amen.

Vaterunser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

 

Lied

Herr, wir bitten: komm und segne uns (SJ 75)

Herr, wir bitten: Komm und segne uns;
lege auf uns deinen Frieden.
Segnend halte Hände über uns.
Rühr uns an mit deiner Kraft.

1 In die Nacht der Welt
hast du uns gestellt,
deine Freude auszubreiten.
In der Traurigkeit,
mitten in dem Leid,
lass uns deine Boten sein.

Herr, wir bitten: Komm und segne uns;
lege auf uns deinen Frieden.
Segnend halte Hände über uns.
Rühr uns an mit deiner Kraft.

2 In den Streit der Welt
hast du uns gestellt,
deinen Frieden zu verkünden,
der nur dort beginnt,
wo man, wie ein Kind,
deinem Wort Vertrauen schenkt.

Herr, wir bitten: Komm und segne uns;
lege auf uns deinen Frieden.
Segnend halte Hände über uns.
Rühr uns an mit deiner Kraft.

3 In das Leid der Welt
hast du uns gestellt,
deine Liebe zu bezeugen.
Lass uns Gutes tun
und nicht eher ruhn,
bis wir dich im Lichte sehn.

Herr, wir bitten: Komm und segne uns;
lege auf uns deinen Frieden.
Segnend halte Hände über uns.
Rühr uns an mit deiner Kraft.

 

Segen

Gott segne Sie und er behüte Sie.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über Ihnen und sei Ihnen gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf Sie und gebe Ihnen Frieden.

 

Mit herzlichen Grüßen, Katja Tobolewski