Geistliche Angebote

Andacht, Lieder, Fürbitten von Prädikant Hajo Fentz

 

 

Mitten unter Euch


Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Mitten unter uns: Gottes neue Welt meine ich damit, seine treue Gegenwart, auch wenn es mir oft schwer fällt Gott zu sehen: wenn ich auf die Welt blicke oder auch in mein eigenes Leben. Wo begegnen sich da Himmel und Erde?

Nach Gottes Gegenwart fragen wir, wenn wir das Leiden und die Schmerzen, Sterben und Tod eines geliebten Menschen ohnmächtig mitansehen müssen. Viele sind deshalb heute  den Gottesdienstgekommen, um an ihren einen geliebten Menschen zu denken, der gestorben ist.

Gemeinsam im Rund unserer Gemeinschaft haben wir uns an diese 27 Männer und Frauen erinnert: alle gehörten und gehören zur unserer Johann-Sebastian-Bach-Gemeinde, und manche von ihnen waren hier sogar tief verwurzelt. Wir hörten ihre Namen in der festen Zuversicht, dass sie in Gottes neuer Welt ihre ewige Heimat gefunden haben. Denn Gott verspricht uns:

„Siehe, ich habe deinen Namen in meine Hand geschrieben, ich habe dich immer vor Augen – du bist mein.“ (Jes. 49, 16).

 

Lied

Jesus, meine Zuversicht (EG 526)

1 Jesus, meine Zuversicht und mein Heiland, ist im Leben.
Dieses weiß ich; sollt ich nicht darum mich zufrieden geben,
was die lange Todesnacht mir auch für Gedanken macht?

2 Jesus, er mein Heiland, lebt; ich werd auch das Leben schauen,
sein, wo mein Erlöser schwebt; warum sollte mir denn grauen?
Lässet auch ein Haupt sein Glied, welches es nicht nach sich zieht?

6 Was hier kranket, seufzt und fleht, wird dort frisch und herrlich gehen;
irdisch werd ich ausgesät, himmlisch werd ich auferstehen.
Alle Schwachheit, Angst und Pein wird von mir genommen sein.

7 Seid getrost und hocherfreut, Jesus trägt euch, seine Glieder.
Gebt nicht statt der Traurigkeit: sterbt ihr, Christus ruft euch wieder,
wenn die letzt Posaun erklingt, die auch durch die Gräber dringt.

 

Psalm 85

Gott,

du bist unsere Hilfe, stell uns wieder her! Sei nicht länger so aufgebracht gegen uns!
Willst du denn für immer auf uns zornig sein? Soll sich dein Zorn noch ausdehnen
von der einen Generation auf die andere?
Willst du uns nicht wieder neues Leben schenken? Dann wird sich dein Volk über dich freuen.
Herr, lass uns doch deine Güte erfahren! Wir brauchen deine Hilfe, gib sie uns!

Ich will hören, was Gott zu sagen hat,
denn seine Hilfe ist denen nahe, die zu ihm gehören.
Dann wohnt seine Herrlichkeit wieder bei uns:
Güte und Treue finden zueinander, Gerechtigkeit und Frieden küssen sich.
Treue wächst aus der Erde empor und Gerechtigkeit scheint vom Himmel herab.

Amen.

 

Evangelium

Johannes 5 (Übersetzung von Albert Kammermayer)

Jesus sagte: „Merkt euch gut, was ich jetzt sage: alle, die mein Wort hören und glauben, dass es das Wort dessen ist, der mich gesandt hat, werden ewig leben. Sie kommen nicht mehr vor Gottes Gericht; sie haben den Tod schon hinter sich gelassen und das unvergängliche Leben erreicht.

Ich versichere euch: die Zeit wird kommen – ja, sie hat schon begonnen – in der die todverfallenen Menschen die Stimme Gottes hören werden. Und wer auf diesen Ruf hört, der wird leben.“

 

Glaubensbekenntnis

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.

 

Lied

Wo Menschen sich vergessen (SJ 176)

Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen und neu beginnen, ganz neu:
da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.

Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken, und neu beginnen, ganz neu:
da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.

Wo Mensch sich verbünden, den Hass überwinden, und neu beginnen, ganz neu:
da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.

 

Predigt

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Gemeinde

Wo ist Gott?
Wo ist Gott, der Güte und Treue, Gerechtigkeit und Frieden verspricht?
Wo ist Gott, der Allmächtige, der doch Kriege, Seuchen, Katastrophen geschehen lässt?
Wo ist Gott, wenn wir um einen geliebten Menschen trauern?

Jesus und seine Jünger sind unterwegs von Galiläa nach Jerusalem. Sie ziehen von Dorf zu Dorf, sie reden mit den Menschen, Jesus predigt, treibt Dämonen aus und heilt Kranke.

Eine Gruppe von Pharisäern kommt zu Jesus und sie fragen ihn, wann das Reich Gottes, seine neue Welt, denn nun kommen wird. Sie kennen die heiligen Schriften Israels und sie rechnen damit, dass Gott bald über die ganze Welt herrschen und seinen Messias schicken wird. Nur: wann wird das wohl ganz genau sein? Das richtige Datum versuchen sie sogar anhand der Sterne zu berechnen, bisher vergeblich.

Zunächst erklärt ihnen Jesus mal, wo Gott nicht zu finden ist: natürlich wird Gottes neue Welt kommen, aber nicht so, dass man darauf zeigen kann: hier ist sie, oder dort ist sie; Gottes neue Welt kommt nicht mit Donnerhall und Pauken und Trompeten, sondern eher „auf leisen Sohlen“. Und: Gottes neue Welt ist schon mitten unter uns.
Erkennen müssen wir sie, aber woran?

Mindestens drei Antworten gibt es (aber um es gleich zu sagen: entscheiden müssen wir uns nicht, denn wahr sind alle drei!)

Antwort eins:

Mitten unter euch bedeutet: Gott ist inwendig in mir.
So übersetzt Martin Luther: inwendig, in meinem Innersten, in meiner Seele, in meinem
Herzen: Gott erobert meine Seele, er erobert die Herzen aller Menschen – Gott erobert damit die ganze Welt.

Antwort zwei:

Mitten unter euch bedeutet: das Reich Gottes wird lebendig durch uns.
Teresa von Avila – Mystikerin, Kirchenlehrerin, Ordensgründerin, Heilige (übrigens auch in der Evangelischen Kirche) lebte im 15. Jahrhundert in Spanien. Sie schreibt: „Christus hat keine Hände außer eure.“

Überall dort, wo Menschen neue Wege gehen, um Hass zu überwinden; wo wir uns gegenseitig verschenken und Liebe geben; wo wir neu beginnen und den Frieden suchen: da ist bereits die neue Welt Gottes sichtbar, da berühren sich Himmel und Erde.

Und dabei gilt dann übrigens auch eine andere Erkenntnis der Heiligen Theresa: „der Herr schaut nicht so sehr auf die Größe der Werke, als vielmehr auf die Liebe, mit der sie getan werden."

Und Antwort drei:

Mitten unter euch bedeutet: mitten untereinander.

Gottes neue Welt ist da, wo wir Menschen uns gegenseitig das geben und schenken, war wir zum Leben und Überleben existenziell brauchen: nämlich Zuwendung und Nähe und Liebe – und die Gemeinschaft mit anderen Menschen.

Es war im Herbst 2009: mit ca. 80 Steglitzer Konfirmandinnen und Konfirmanden waren wir unterwegs zum KonfiCamp in Hirschluch bei Storkow. Vormittags arbeiteten wir zum Thema Vorbilder, und nachmittags gab es die unterschiedlichsten Freizeitangebote, unter anderem auch einen Kletter-Workshop.

Die Konfis fanden das toll, doch für einen Jungen wurde dieser Kletter-Workshop zu etwas ganz Besonderem und Unvergesslichem. Denn: dieser Junge sitzt seit seiner Geburt im Rollstuhl, und damals war er so sehr auf Unterstützung angewiesen, dass immer ein Teamer bei ihm sein musste.

Beim Abschluss-Gottesdienst erzählte dieser Junge dann seine Geschichte: diese Fahrt war eines der schönsten Erlebnisse in seinem Leben: weil er Gemeinschaft erlebt hatte; weil er mit seinem Rollstuhl nicht in eine Ecke geschoben wurde; weil er sich von allen akzeptiert fühlte und getragen, und das sogar im wörtlichen Sinn:

ich war dabei an diesen bewegenden Nachmittag. Ich habe gesehen, wie sich alle Jugendlichen um diesen Jungen und seinen Rollstuhl stellten, gemeinsam anpackten haben und ihn mit seinem Rollstuhl einen Baum hochzogen.

Und plötzlich schwebte er – Himmel und Erde berührten sich, und er war frei…Gottes neue Welt war da – mitten unter uns.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen.

 

Totengedenken

auch im Sterben und im Tod berühren sich Himmel und Erde, und wir vertrauen voller Zuversicht, dass unsere Verstorbenen nun in Gottes neuer Welt ihre ewige Heimat gefunden haben.

Wir denken in Dankbarkeit und Frieden an die 27 Männer und Frauen, die in den vergangenen 12 Monaten gestorben sind. Ihre Angehörigen: wenn Sie mögen, können Sie während der Namensaufrufung gerne zum Altar kommen, eine Kerze entzünden und einen Moment stille halten.

Guter Gott,

diese 27 Frauen und Männer waren Teil unserer Gemeinde und Teil unseres Lebens. Wir standen uns nahe, wir hatten uns gern, und wir haben uns einander begleitet. Nun sind sie in deiner neuen Welt, und unser Lebensweg geht weiter ohne sie. Wir bitten dich, Gott, sei an unserer Seite. Begleite uns im Leben, zeige Wege auf und stärke uns.

Amen.

 

Fürbittengebet

Gott,
wenn ein Leben zu Ende geht, werden wir uns bewusst, wie eingebunden wir sind
ins Werden und Vergehen, ins Kommen und Gehen.
Wenn ein Leben zu Ende geht, dürfen wir loslassen, denn wir wissen:
du hältst uns, wir sind geborgen in dir,
und unsere Namen sind eingeschrieben in deine Hand.
Wenn ein Leben zu Ende geht, bleibt uns die Hoffnung auf einen neuen Himmel und eine neue Erde.
Wir beten für unsere 27 Gemeindeglieder: sie sind jetzt bei dir.
Wir legen Dir alle ans Herz, die um sie trauern: gib ihnen Trost und Zuversicht.

Gott,
wenn ein Leben zu Ende gegangen ist,
dann sehen wir alles, was nicht geglückt ist und nicht gewollt war –
und alles, was wir einander angetan haben: dir wollen wir es klagen.
Vergib uns und hilf uns zu vergeben.

Wenn ein Leben zu Ende gegangen ist,
sehen wir aber auch alles, was bleibt und gelungen ist – das Glück und die Gemeinschaft.
Vor dir wollen wir uns erinnern, vor dir können wir in der Stille dankbar werden:

treuer Gott,
erobere die Herzen. Mach uns zu deinen Händen und sei mitten unter uns.
Zeige uns deine neue Welt, damit wir Leben entdecken vor dem Tod.

Amen.

Durch die Taufe sind wir Gottes Kinder. Und deshalb dürfen wir beten, wie Christus uns gelehrt hat:

 

Vater Unser

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.

 

Lied

Bewahre uns Gott, behüte uns Gott (EG 171)

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns in allem Leiden.
Voll Wärme und Licht im Angesicht, sei nahe in schweren Zeiten,
voll Wärme und Licht im Angesicht, sei nahe in schweren Zeiten.

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns vor allem Bösen.
Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, sei in uns, uns zu erlösen,
sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, sei in uns, uns zu erlösen.

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns durch deinen Segen.
Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, sei um uns auf unsern Wegen,
dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, sei um uns auf unsern Wegen.

 

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.
Amen.

 

Informationen

Den Gottesdienst am 1. Advent feiern wir mit Pfrn. Brigitte Schöne, Sabine Erdmann ist an der Orgel und Kerstin Linder-Dewan spielt Violine. Im Anschluss findet der Adventsbasar statt: es gibt Bastelangebote für Kinder; eine Spiele-Lounge für die Jugend; Grillwurst Suppe, Kuchen und Waffeln und Glühwein! Kuchen allerdings nur, wenn noch welche gebacken werden: wir bittten noch dringend um Kuchenspenden.

Außerdem:
um 14.00 Uhr Adventsliedersingen mit Ralf-Torsten Zichner,
um 15.00 Uhr Andacht in der Kirche mit den Konfis.