Psalm, Lieder und Gebete von Superintendent Uwe Simon
Biblischer Spruch für die Woche (Psalm 98,1):
"Singet dem HERRN ein neues Lied,
denn er tut Wunder."
Begrüßung
»Wir sollen als Theologen von Gott reden. Wir sind aber Menschen und können als solche nicht von Gott reden. Wir sollen Beides, unser Sollen und unser Nicht-Können wissen und eben damit Gott die Ehre geben.«
Wer wollte Karl Barth, dem großen protestantischen Denker des 20.Jahrhunderts, widersprechen? Aber da wo wir nicht reden können, wo alles Verstehen an seine Grenzen stößt, da bleibt uns das Singen. Womöglich sogar die einzig angemessene Weise, Gott zur Sprache und seinen Namen zum Klingen zu bringen. Deswegen herzlich willkommen am Sonntag Kantate zu unserem Gottesdienst.
Singenderweise wird auch in mir und aus mir heraus vieles Unaussprechliche sagbar und dringt an sein Ohr und Herz. Das schenke uns Gott an diesem Morgen: seine Gegenwart und ein Hauch Gegenwärtigkeit unseres Lebens vor ihm.
Der HERR sei mit euch – und mit deinem Geist
Psalm 98
Hinführung zum Kyrie
Wenn nur das Herz nicht so schwer wäre.
Unser Mut so klein.
Unsere Hoffnung so schwach.
Denkst du wirklich an uns, Gott?
An unsere Welt?
Erbarme dich, du unser Gott
Lied
Kyrie, Kyrie, eleison.
Kyrie, Kyrie, eleison.
Hinführung zum Gloria
ich bin sicher und fürchte mich nicht.
Denn Gott, der EWIGE,
ist meine Stärke und mein Lobgesang.
(Jes 12,2)
Lied
Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja!
Tagesgebet
und das Lied der Hoffnung lernen
für uns und die bedrohte Erde.
Tanzen, Gott, und du in der Mitte -
und den Tanz des Lebens üben
wir und alle und alles was lebt.
Predigt
Menschen verloren“, so war sein Fazit nach vielen Jahren im Pfarramt.
Aber ist nicht eher die Art, wie wir von ihm reden, wie wir ihn denken, versuchen ihm nachzudenken, wie er in unsrem Leben Raum bekommt oder eben obdachlos ist, die eigentliche Krise. Welcher Gott ist denn irrelevant geworden für die Menschen, so dass er nicht mehr beunruhigt, aufwühlt und verändert, tröstet, stärkt und belebt?
Die Predigt von Gott, der Versuch das Unmögliche möglich zu machen, Gott in Worte zu fassen, hat Relevanz verloren. Die Worte, die wir suchen, die Bilder, die wir malen, die Töne, die wir singen: sie scheinen nicht mehr relevant, nicht mehr tragend, trösten oder erschüttern nicht mehr.
Dazu der schöne Predigttext aus Joh 10 ("Ich bin der gute Hirte"), der Erwartungen weckte ... Leider kam dann eine sehr mäßige und allzu erwartbare Moralpredigt mit den üblichen Themen (Xenophobie und, na klar, Klima), die kilometerweit unterhalb des Radars der großartigen christologischen Doxologie des Johannesevangeliums blieb, einem Juwel der Kirche! So wurden Perlen vor den Priester geworfen. Der Glaube kommt nicht ohne Moral aus. Ich kann von Gottes Zuspruch nicht ohne Anspruch reden. Aber Glaube ist deutlich mehr als Moral. Und Gott ist deutlich mehr als menschenfreundliche Ethik. Um der rechten Moral willen kann Kirche keine Moralagentur sein. Die Rede von Gott, die Bilder von Gott, die Namen, die wir noch auszusprechen wagen, sind vorhersehbar geworden und beunruhigen nicht mehr, oder?
Doch halt, das stimmt nicht ganz.
Manchmal erregt die Rede von Gott Aufsehen und Aufschreie der Empörung, auch unter denen, die eigentlich Gott für nichts aufregendes halten. In Nürnberg ging der 23.Evangelische Kirchentag 2023 zu Ende. Aus dem Ostfriesischen war der in Südafrika geborene Pfarrer Quinton Caesar, eine Person of Colour, gekommen, um die Abschlusspredigt zu halten. Ich lüge euch nicht an, sagte er und meinte: keine Zeit mehr für beruhigende, ruhigstellende, an und für sich wahre Sätze, die aber nichts verändern, sondern jetzt ist die Zeit für schonungslose und ehrlich Offenheit gekommen. Und er predigte:
Ich werde euch heute nicht anlügen. Die Zeit ist jetzt, zu sagen: Wir sind alle die Letzte Generation.
Jetzt ist die Zeit, zu sagen: Black lives always matter.
jetzt ist die Zeit, zu sagen: Gott ist queer.
Jetzt ist die Zeit, zu sagen: We leave no one to die.
Jetzt ist die Zeit, zu sagen: Wir schicken ein Schiff.
UND wir empfangen Menschen in sicheren Häfen.
Safer spaces for all.
Gott ist immer auf der Seite derer, die am Rand stehen, die nicht gesehen oder nicht benannt werden. Und wenn Gott da ist, dann ist da auch unser Platz. Gott ist parteiisch. Die Empörung war und die Empörung ist groß: wie kann man so von Gott reden! Und es wird immer nur der eine so provokante Satz zitiert: „Gott ist queer.“ Dabei ist es am Ende gar kein Satz über Gott, sondern ein Satz über uns Menschen. Ein ehrlicher und ein entlarvender Satz, der offenbart, dass Gott vielen vorenthalten wurde und vorenthalten wird, und zwar von Menschen. Und Quinton Ceasar sagt als einer, der Ausgrenzung kennt und erfährt, nicht mehr und nicht weniger als: es ist auch mein Gott, es ist unser Gott. Was für eine Aufregung und Empörung war das!
Wunderbar dachte ich: Gott wird aus der Kuschelecke herausgeholt und er steht mitten in den Auseinandersetzungen unserer Tage: wo Menschen ausgegrenzt werden wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Überzeugungen, ihres Geschlechtes, ihrer Sexualität. Wir müssen uns endlich eingestehen: Gott ist ganz anders, als wir es ihm oft zugestehen. Vor allem fragt er uns nicht um Erlaubnis. Gott ist ganz anders. Genau deshalb erhob Karl Barth die unmögliche Notwendigkeit von Gott zu reden zum Grundprinzip aller Theologie. Gott ist anders, anders als wir es uns vorstellen und ausmalen. Das tut manchmal gut und manchmal erschüttert es, stellt dabei alles in Frage. Gott ist anders. Ich kann ihn nicht wirklich beim Namen nennen und trotz allem bin ich per DU mit ihm. Ich kann ihn nicht fassen, weiß aber, dass er mich nicht lassen kann. Er ist heilig und ich werde Mensch gerade vor seinem Angesicht und in seiner Wahrnehmung, ihm Gegenüber in Beziehung.. Er ist heilig, erschütternd, unsagbar, unfassbar, unaussprechlich, aber
mein Gott.
singen:
Du bist heilig (SJ 53)
der Ewige,
Gottesmacht,
die Lebendige,
der Eine,
der Name / Ha Schem
Adonaj / HERR
Ich bin da
Und der/die Heilige
Wunder des Lebens nicht fassen. Ich stehe am Sterbebett des jungen Mannes, verzweifele angesichts des noch ungelebten Lebens und denke: es muss mehr als das alles geben. Ich sehe nach jahrzehntelangem Streit die ausgestreckte Hand und höre das leise „vergib mir“ ehe sich beide in die Arme falle und bin berührt. Ich ersteige den Gipfel und meine Augen verlieren sich in der Unendlichkeit. Ich sehe die Sterne und stelle mir vor Tausende und Millionen von Lichtjahren. Religion ist Anschauung und Gefühl (Friedrich
Schleiermacher) Unendlichkeit und Ewigkeit, Liebe, Barmherzigkeit und Versöhnung müssen genauso Namen Gottes sein wie der Zorn und der Eifer. Denn ich sehe genauso die nicht enden wollende Gewalt und das Leid, aus Hass und Machtmissbrauch geboren. Ich sehe Krieg, Ausbeutung der Schöpfung, Hunger und Elend. Gott kann nicht die Ruhe und die Gewöhnung sein. Er muss die Unruhe, die Gerechtigkeit und das Gericht bleiben, in dem Opfer endlich eine Stimme haben und einen sicheren Ort finden. Gott ist der sichere Ort, ein „safer space“, hoffentlich auch für all die, die Gewalt in Kirche und Gesellschaft erlitten haben. Vergebung kann nicht vor Aufarbeitung kommen. Gott ist heilig, heilsam unruhig und genau darin gerecht. Gott ist Aufmerksamkeit und Augenmerk. Gott ist das Kreuz inmitten all der Kreuze dieser Welt, Opfer an der Seite all derer, die zu Opfern gemacht werden, aber auch die sich für diese Welt opfern. Und am Ende ist Gott der Freund des Lebens und des Friedens. Und genauso ist er dann ein Dorn und ein Stachel den Völkern und Machtstrukturen, die den Menschen Leiden und Abhängigkeiten schaffen.
Amen
Lied
Nada te turbe (Taize), SJ 145
Ich sing dir mein Lied, SJ 110
Fürbitten
Du richtest zurecht, was ungerecht ist.
Das sehnen wir herbei.
Darum singen und spielen wir.
Darum jauchzen und jubeln wir.
Gegen den Anschein.
Denn die Welt ist nicht gerecht.
Noch nicht.
Jetzt bitten wir dichfür alle, denen das Singen vergangen ist.
Denen das Leid die Kehle zuschnürt.
Auf der Flucht.
Unter Bombenhagel.
In Trauer um einen geliebten Menschen.
Halte deine liebende Hand über sie.
Wir bitten dich für alle,
die Lieder von Hass und Intoleranz singen.
Auf den Straßen.
In den politischen Parteien.
An den Stammtischen.
Halte sie doch auf!
Wir bitten dich für alle, denen niemand hilft.
Kinder, die ohne Frühstück in die Schule gehen müssen.
Jungen und Mädchen, denen Gewalt angetan wird.
Erwachsene, die niemand liebend berührt.
Sei du bei ihnen!
Wir bitten dich für alle,
die nicht müde werden und auf deine Wunder hoffen.
Die sich engagieren in der Politik,
in den Medien, in Vereinen.
Fröhlich und gelassen.
Stärke sie.
In der Stille nennen wir dir die Menschen, die uns jetzt besonders am Herzen liegen.
Segne und bewahre sie und uns alle.
Vaterunser
Lied
Segen
Bekanntmachungen
Am nächsten Samstag, den 04.05.24 11 Uhr, feiern wir Tauffest mit Pfrn. Brigitte Schöne, Katja Tobolewski und Albrecht Gündel-vom Hofe (Musik). Den Abendmahlsgottesdienst am Sonntag feiern wir mit Pfrn. Brigitte Schöne und Sabine Erdmann an der Orgel.
Heute sammeln wir in den Reihen für die Kirchenmusik in der Landeskirche (Schwerpunkt „Singen“). An der Kirchentür sammeln wir für eine neue Orgel in unserer Gemeinde.