Andacht, Lieder, Fürbitten von Prädikant Hajo Fentz
Glückselig
sind die, die mich nicht sehen
und trotzdem glauben.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
„Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden!“
So grüßen sich seit 2000 Jahren Christinnen und Christen auf der ganzen Welt in der Osterzeit. Wir bekennen damit das Fundament unseres Glaubens, unserer Hoffnung und unseres Vertrauens, dass nämlich der Tod nicht das letzte Wort hat und wir durch Christus befreit sind zum Leben.
Bei uns Protestanten hat er einen programmatischen lateinischen Namen: Quasimodogeniti – wie die neu geborenen Kinder.
Und genau darum geht es heute: um neues Leben! Ein neues Leben mit Gott und ein neues Leben in der „Gemeinschaft der Heiligen“: so nämlich dürfen wir Christen uns nennen, und so bekennen wir es nachher auch im Glaubensbekenntnis.
Heute also feiern wir also das neue Leben: das Erwachen der Natur, die Auferstehung Jesu und seinen Sieg über den Tod. Wir feiern das Leben und singen mit dem ganzen Erdenkreis: Gelobt sei Christus, Marien Sohn.
Lied
Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit (EG 100)
https://music.youtube.com/watch?v=3pr4cs1Jn3Y
1) Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit, denn unser Heil hat Gott bereit'.
Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja. Gelobt sei Christus, Marien Sohn.
2) Es ist erstanden Jesus Christ, der an dem Kreuz gestorben ist; ihm sei Lob, Ehr zu aller Frist.
Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja. Gelobt sei Christus, Marien Sohn.
3) Er hat zerstört der Höllen Pfort, die Seinen all herausgeführt und uns erlöst vom ewgen Tod.
Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja. Gelobt sei Christus, Marien Sohn.
4) Es singt der ganze Erdenkreis dem Gottessohne Lob und Preis, der uns erkauft das Paradeis.
Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja. Gelobt sei Christus, Marien Sohn.
5) Des freu sich alle Christenheit und lobe die Dreifaltigkeit von nun an bis in Ewigkeit.
Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja. Gelobt sei Christus, Marien Sohn.
Statt des Psalms lesen Sie heute Verse des Propheten Jesaja aus dem 40. Kapitel:
„Tröstet, tröstet mein Volk!“, sagt Gott, der Herr.
Sprecht freundlich zu den Menschen in Jerusalem und sagt ihnen:
„Eure Gefangenschaft ist zu Ende! Eure Schuld ist abgebüßt! Es ist alles beglichen!“
Hört, jemand ruft:
„Bahnt dem Herrn einen Weg durch die Wüste, füllt die Täler, ebnet Berge und Hügel, räumt alle Hindernisse aus dem Weg! Denn der Herr kommt in seiner ganzen Herrlichkeit und alle Menschen werden es sehen. Gott selbst hat das gesagt.
Er führt sein Volk wie ein guter Hirt, der die Lämmer auf seinen Arm nimmt und an seiner Brust trägt und seine Schafe behutsam leitet.“
„Mit wem wollt ihr mich vergleichen? Wer kann es mit mir aufnehmen?“, fragt der heilige Gott.
Seht doch nur in die Höhe! Wer hat die Sterne da oben geschaffen? Gott lässt sie alle aufmarschieren – das ganze unermessliche Heer. Jeden Stern ruft er einzeln mit Namen, und keiner bleibt fern, wenn er, der Mächtige und Gewaltige, ruft.
Habt ihr denn nicht gehört? Habt ihr nicht begriffen? Der Herr ist Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit, seine Macht reicht über die ganze Erde; er hat sie geschaffen!
Er wird nicht müde, seine Kraft lässt nicht nach; seine Weisheit ist tief und unerschöpflich.
Er gibt den Müden Kraft und die Schwachen macht er stark.
Selbst junge Leute werden kraftlos, die Stärksten erlahmen.
Die aber auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft:
dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler;
dass sie laufen und nicht matt werden;
dass sie wandeln und nicht müde werden.
Evangelium
Johannes 20, 19-29
Der ungläubige Thomas
Es war Abend geworden an diesem ersten Wochentag nach dem Sabbat.
Die Jünger waren beieinander und hatten die Türen fest verschlossen, denn sie hatten Angst vor den jüdischen Behörden.
Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: „Friede sei mit euch!“ Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Die Jünger freuten sich sehr, als sie den Herrn sahen.
Jesus sagte noch einmal: „Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich jetzt euch!“
Thomas, der auch Didymus genannt wird, gehörte zum Kreis der Zwölf. Er war nicht bei ihnen gewesen, als Jesus gekommen war. Die anderen Jünger berichteten ihm: „Wir haben den Herrn gesehen!“ Er entgegnete ihnen: „Erst will ich selbst die Wunden von den Nägeln an seinen Händen sehen. Mit meinem Finger will ich sie fühlen. Und ich will meine Hand in die Wunde an seiner Seite legen. Sonst kann ich das nicht glauben!“
Acht Tage später waren die Jünger wieder beieinander. Diesmal war Thomas bei ihnen.
Wieder waren die Türen verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: „Friede sei mit euch!“ Dann sagte er zu Thomas: „Leg deinen Finger hierher und sieh meine Hände an. Streck deine Hand aus und leg sie in die Wunde an meiner Seite. Sei nicht länger ungläubig, sondern komm zum Glauben!“
Thomas antwortete: „Mein Herr und mein Gott!“
Da sagte Jesus zu ihm: „Du glaubst, weil du mich gesehen hast. Glückselig sind die, die mich nicht sehen und trotzdem glauben.“
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.
Glaubensbekenntnis
(Jörg Zink, 1965)
Ich glaube, dass ich nie allein bin. Gott ist bei mir.
Aber noch mehr: ich bin auch unter Menschen nie allein.
Denn um mich herum ist die große Gemeinschaft der Kirche. Sie besteht aus Menschen, die der heilige Gott liebt, und deshalb heißt sie heilig.
Sie ist nicht nur in meiner Gemeinde oder in meinem Land.
Sie ist überall, in allen Ländern der Welt, in allen Erdteilen und unter den Menschen aller Kulturen. Und ich gehöre zu ihr.
Ich erkenne sie an der Taufe, am Zeichen des Wassers.
Ich erkenne sie am heiligen Mahl, an Brot und Wein, in denen Christus bei ihr ist.
Ich erkenne sie daran, dass ich Menschen treffe, die von Jesus reden
und die sein Wort und seinen Willen weitersagen.
Ich glaube, dass wir Christen ganz dicht zusammengehören, obwohl uns vieles trennt.
Ich glaube, dass die, die dem heiligen Gott zugehören und darum Heilige heißen,
rund um unsere Welt her eins sind, weil Christus uns zusammenhält.
Amen.
Gedanken zu Johannes 20, 19-29
Der ungläubige Thomas
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.
Amen.
Liebe Leserinnen und Leser,
Gottes Existenz? Der größte Schwindel aller Zeiten.
Jesu Auferstehung? Fake News.
Taufe und Abendmahl? Hokuspokus.
Nächstenliebe? Nichts als ein schöner Traum.
Ansatzweise gehört auch der ungläubige Thomas in diese Kategorie: „ich glaube nur, was ich sehe“, sagt er und stimmt damit vermutlich mit den allermeisten Menschen überein: nur das ist real und nur das existiert, was mein Verstand fassen kann, was ich sehen und begreifen kann.
„Glückselig sind die, die mich nicht sehen und trotzdem glauben“, setzt Jesus dem entgegen.
Dieser Dennoch-Glaube: an Gott den Vater, den Schöpfer aller Dinge; an Jesus Christus, Gottes Sohn und unseren Herrn; an den Heiligen Geist, der Kraft gibt und lebendig macht… Dieser Dennoch-Glaube ist tatsächlich reine Vertrauenssache, geradezu ein Sprung ins Paradoxe.
Der dänische Theologe und Philosoph Sören Kierkegaard beschreibt 1843 in seiner Erzählung „Furcht und Zittern“ vier Variationen der Opferung Isaaks. Wir kennen diese Erzählweise ja auch aus dem Film „Lola rennt“. In seiner letzten Variation schreibt Kierkegaard:
„Frühmorgens war es, alles war gerichtet zur Reise in Abrahams Haus. Er nahm Abschied von Sara, und Elieser, der treue Knecht, brachte ihn ein Stück Weges, bis er wieder umkehrte. Sie ritten einträchtiglich miteinander, Abraham und Isaak, bis sie kamen zum Berge Morija.
Abraham richtete alles zum Opfer, ruhig und mild. Aber wie er sich fortwandte und das Messer zog, da sah Isaak, dass Abrahams Linke sich krampfte in der Verzweiflung, dass ein Beben durch seine Glieder lief – aber Abraham zog das Messer.
Dann kehrten sie wieder heim, und Sara eilte ihnen entgegen. Aber Isaak hatte den Glauben verloren. Nie ist ein Wort davon gesprochen worden in der Welt, und Isaak hat zu keinem Menschen geredet von dem, was er gesehen, und Abraham ahnte nicht, dass es einer gesehen.“
Abraham, liebe Leserinnen und Leser, zieht das Messer; er ist bereit, seinen Sohn für Gott zu töten. Doch Abraham vertraut auf Gottes Liebe, und beide kehren wieder lebendig vom Berg zurück. „Aber Isaak hatte den Glauben verloren…“
Paradox und scheinbar lebensfremd ist auch Jesu Antwort auf Hass, Brutalität und Bosheit unter uns Menschen: statt „Auge um Auge“ predigt er – Liebe: Liebe zu Gott, Liebe zum Nächsten, Liebe zu sich selbst, sogar: Liebe zu den Feinden.
Den weitesten Sprung ins Paradoxe muten uns aber wohl Karfreitag und Ostern zu. Denn Jesu Scheitern und seine Hinrichtung am Kreuz begründen gleichzeitig den Sieg über den Tod. Das leere Grab, Jesu Auferstehung: für uns Christinnen und Christen bedeutet das: hier ist Gott am Werk. Er pfuscht dem Spielverderber Tod ins Handwerk, Gott hält ihn zum Narren und macht ihn lächerlich. Nachvollziehbar und logisch ist das wahrlich nicht, und den Beweis Jesu für den ungläubigen Thomas gibt es heute auch nicht mehr.
Stattdessen: „Glückselig sind die, die mich nicht sehen und trotzdem glauben.“
Vertrauen in Gott und unser Glaube an seine andere, bessere Welt: Das ist paradox. Genauso paradox wie die kurze „Parabel von den Zwillingen im Mutterleib“. Sie stammt vom niederländischen Priester und Psychologen Henry Nouwen:
Ein ungeborenes Zwillingspärchen unterhält sich im Bauch der Mutter.
„Sag mal, glaubst du eigentlich an ein Leben nach der Geburt?“, fragt der Bruder.
„Ja, auf jeden Fall! Hier drinnen wachsen wir und werden groß und stark für das, was draußen an der frischen Luft kommen wird“, antwortet ihm die Schwester.
„Das hast du doch eben erfunden!“, erwidert der Bruder. „Es kann gar kein Leben nach der Geburt geben – und: wie soll denn bitteschön frische Luft aussehen?“
„So genau weiß ich das auch nicht. Aber bestimmt ist es viel heller als hier. Und vielleicht werden wir mit unseren Beinen herumlaufen können und mit dem Mund tolle Sachen essen!“
„So einen Schwachsinn!!! Mit dem Mund essen, was für eine verrückte Idee. Wir haben doch die Nabelschnur! Und herumlaufen? Mit unseren Beinen? Dafür ist doch die Nabelschnur viel zu kurz.“
„Doch, das geht ganz bestimmt. Es wird eben alles ein bisschen anders sein.“
„Träum weiter! Es ist doch noch nie jemand zurückgekommen von nach der Geburt. Ich bin ganz sicher: mit der Geburt ist das Leben vorbei! Basta!“
„Du hast ja recht“, räumt die Schwester ein. „Niemand weiß, wie das Leben nach der Geburt aussehen wird. Aber ich glaube, dass wir dann unsere Mutter sehen werden, und sie sorgt dann bestimmt für uns.“
„Mutter??? Du glaubst doch wohl nicht an eine Mutter? Wo soll die denn sein, deine Mutter?“
„Blödsinn! Ich glaube nur, was ich sehe“, sagt der Bruder. „Von einer Mutter habe ich noch nie was gemerkt…“ Schweigen…
Nach einer Weile antwortet die Schwester: „Doch, manchmal… Wenn wir ganz still sind, dann kannst du sie ganz leise singen hören.“ Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Lied
Komm, Heilger Geist, mit deiner Kraft (Singt Jubilate 26)
https://music.youtube.com/watch?v=GM9EFQWZTrE
Ref.: Komm, Heilger Geist, mit deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft (2x)
1) Wie das Feuer sich verbreitet und die Dunkelheit erhellt,
so soll uns dein Geist ergreifen, umgestalten unsre Welt.
2) Wie der Sturm so unaufhaltsam, dring in unser Leben ein.
Nur wenn wir uns nicht verschließen, können wir deine Kirche sein.
3) Schenke uns von deiner Liebe, die vertraut und die vergibt.
Alle sprechen eine Sprache, wenn ein Mensch den andern liebt.
Fürbittengebet
Christus, Auferstandener,
du Freund des Lebens und Überwinder des Todes: Wir feiern deine Gegenwart und das neue Leben.
Deine Gerechtigkeit mahnt die Hartherzigen, die Mächtigen, die Klugen.
Deine Gerechtigkeit verwandele die,
die das Recht brechen, die Krieg führen, Bomben abwerfen und Drohnen aussenden und
die sich am Tod der anderen erfreuen.
Deine Gerechtigkeit rette die Verfolgten und Verletzten.
Wir bitten: Herr, erbarme dich.
Christus, Auferstandener,
Deine Barmherzigkeit tröstet die Kranken, die Erschöpften, die Trauernden.
Mit deiner Barmherzigkeit berühre die, denen der Schmerz alle Kräfte raubt, und die, die um ihr Leben bangen.
Deine Barmherzigkeit tröste alle, die um Papst Franziskus trauern.
Wir bitten: Herr, erbarme dich.
Christus, Auferstandener,
Deine Liebe erlöst die, die dich suchen, die dir nachfolgen, die dich bezeugen.
Deine Liebe wecke den Mut, besiege die Furcht und versöhne die Zerstrittenen.
Mit Liebe segne unsere Kinder und mit Liebe segne Yannick, seine Familie und uns alle.
Wir bitten: Herr, erbarme dich.
Christus, Auferstandener,
du Freund des Lebens und Überwinder des Todes:
Erneuere unseren Glauben – heute und morgen und jeden Tag. Amen.
Wir dürfen zu Gott beten, wie Christus es uns gelehrt hat:
Vater Unser
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.
„Christ ist erstanden“ ist der älteste noch erhaltene liturgische Gesang deutscher Sprache. Um 1100 wurde er komponiert. Wir stellen uns mit unserem Gesang in die Jahrtausende alte Tradition unserer Glaubensbrüder und -schwestern und bekennen: Christus ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden!
Lied
Christ ist erstanden von der Marter alle (EG 99)
https://music.youtube.com/watch?v=LNDZRGzo61c
1) Christ ist erstanden von der Marter alle;
des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.
2) Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen;
seit dass er erstanden ist, so lobn wir den Vater Jesu Christ'. Kyrieleis.
3) Halleluja, Halleluja, Halleluja!
Des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.
Wir dürfen gewiss sein: wir sind von Gott gesegnet:
Segen
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.
Amen.
Eine gute Woche wünscht Ihnen Hajo Fentz
Informationen
Den Gottesdienst am nächsten Sonntag, 04.05.2025, 10:00 Uhr, feiern wir mit Superintendent Uwe Simon, die Orgel spielt Frau Dr. Shin-Hyang Yun.