Andacht, Lieder, Fürbitten von Prädikant Hajo Fentz
Auf Händen getragen
Liebe Leserinnen und Leser,
„Engel mit Harfe“ – sind ja ein beliebtes Motiv (schön ist auch die Skulptur des polnischen Künstlers Kazimierz Kowalczyk: https://www.bibel-art.eu/rzezba/142/engel-mit-der-harfe/kategoria/11) , obwohl es sie in der Bibel so sanft gar nicht gibt: die Engel der Bibel sind nämlich viel lauter und weit weniger vornehm: sie blasen laut auf der Posaune.
Um Engel soll es also heute gehen, denn kürzlich wurde ihrer gedacht am sog. „Tag des Erzengels Michael und aller Engel“. Und die passenden, von Felix Mendelsohn-Bartholdy so wunderbar vertonten Verse stehen in Psalm 91:
„Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen,
dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“
Hier sein Werk in der Interpretation von VOCES8:
https://www.youtube.com/watch?v=dNNWP8L2K9w&list=RDdNNWP8L2K9w&start_radio=1
„Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder“, so hören wir es gleich im Psalm. Wir singen dem Herrn jetzt ein altes Lied, nämlich: „Ich singe dir mit Herz und Mund“ von Paul Gerhardt.
Lied
Ich singe dir mit Herz und Mund (EG 324, 1,2,14,16,18)
https://music.youtube.com/watch?v=2MieCZGpc5Y
Ich singe Dir mit Herz und Mund, Herr, meines Herzens Lust!
Ich sing und mach auf Erden kund, was mir von Dir bewusst.
Ich weiß, dass Du der Brunn der Gnad und ew‘ge Quelle bist,
daraus uns allen früh und spät viel Heil und Gutes fließt.
Er ist dein Schatz, dein Erb und Teil, dein Glanz und Freudenlicht,
dein Schirm und Schild, dein Hilf und Heil, schafft Rat und lässt dich nicht.
Hat er dich nicht von Jugend auf versorget und ernährt?
Wie manchen schweren Unglückslauf hat er zurückgekehrt?
Ei nun, so lass ihn ferner tun und red ihm nicht darein,
so wirst du hier in Frieden ruhn und ewig fröhlich sein.
Psalm 98
Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.
Er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.
Der Herr lässt sein Heil verkündigen; vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.
Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel,
aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.
Jauchzet dem Herrn alle Welt, singt, rühmt und lobt!
Lobt den Herrn mit Harfen, mit Harfen und mit Saitenspiel!
Mit Trompeten und Posaunen jauchzt vor dem Herrn, dem König!
Das Meer brause und was darinnen ist,
der Erdkreis und die darauf wohnen.
Die Ströme sollen in die Hände klatschen, und alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn;
denn er kommt, das Erdreich zu richten.
Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker, wie es recht ist.
Gebet (Rudolf Otto Wiemer)
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel.
Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein,
oft sind sie alt und hässlich und klein, die Engel.
Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand, die Engel.
Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand,
oder er wohnt neben dir, Wand an Wand, der Engel.
Dem Hungernden hat er das Brot gebracht, der Engel.
Dem Kranken hat er das Bett gemacht,
und er hört, wenn du ihn rufst, in der Nacht, der Engel.
Er steht im Weg und er sagt: Nein, der Engel.
Groß wie ein Pfahl und hart wie ein Stein:
es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel.
Evangelium
Lukas 10, 17-20
Die Zweiundsiebzig aber kamen zurück voll Freude und sprachen: Herr, auch die Dämonen sind uns untertan in deinem Namen.
Er sprach aber zu ihnen: Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz. Seht, ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione, und Macht über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch schaden.
Doch darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind. Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus
Glaubensbekenntnis
mit dem Lied
Wir glauben Gott ist in der Welt (SJ 48, nach der Melodie „Wir glauben Gott im höchsten Thron“)
https://music.youtube.com/watch?v=i4VIf3jwEYw
Gedanken
zu Apostelgeschichte 5, 17-29
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.
Amen.
Der Predigttext für den Michaelistag steht in der Apostelgeschichte:
"Der Hohepriester und seine Leute wurden eifersüchtig auf die Erfolge der Apostel. Deshalb beschlossen sie einzugreifen: sie ließen sie festnehmen und ins Gefängnis werfen. Aber in der Nacht öffnete ein Engel des Herrn die Gefängnistüren, führte sie hinaus und sagte: „Geht in den Tempel und stellt euch dort vor das Volk. Verkündet die Botschaft von dem Leben, das Jesus gebracht hat!“ Die Apostel gehorchten: früh am Morgen gingen sie zum Tempel und lehrten dort. Inzwischen waren der Hohepriester und seine Leute im Ratsgebäude eingetroffen. Sie ließen den jüdischen Rat einberufen zusammen mit allen Ältesten des Volkes Israel. Dann schickten sie die Tempelwache ins Gefängnis um die Apostel zu holen. Als die Wächter im Gefängnis ankamen, fanden sie die Apostel dort aber nicht. Sie kehrten zurück und berichteten: „Das Gefängnis war ordnungsgemäß verschlossen, und die Wachposten standen vor den Türen. Aber: als wir die Türen aufschlossen, war niemand drin.“
Der Hauptmann der Tempelwache und die führenden Priester waren ratlos, als sie das hörten. Sie wussten nicht, was nun geschehen sollte. Da kam jemand und berichtete ihnen: „Seht doch! Die Männer, die ihr ins Gefängnis geworfen habt, stehen im Tempel und lehren das Volk!“
Daraufhin zog der Hauptmann mit seinen Leuten los und ließ die Apostel erneut abführen. Dabei wendeten sie keine Gewalt an, denn sie hatten Angst, sonst vom Volk gesteinigt zu werden. Sie führten die Apostel vor den jüdischen Rat. Dort verhörte sie der Hohepriester. Er sagte: „Haben wir euch nicht streng verboten, im Namen von Jesus zu lehren? Und doch ist eure Lehre mittlerweile in ganz Jerusalem verbreitet. Und außerdem wollt ihr, dass wir für den Tod dieses Jesus verantwortlich gemacht werden!“
Petrus und die anderen Apostel antworteten: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“
Engel, liebe Gemeinde, spielen in den Evangelien eine wichtige Rolle: bei Jesu Geburt künden sie vom beginnenden Heil, am leeren Grab verkünden sie die Auferstehung. Und hier in unserer Geschichte werden die inhaftierten Apostel von einem Engel befreit und ermuntert, genau da fortzufahren, wo sie vor ihrer Verhaftung aufgehört haben: von Jesus und dem Anbruch seiner neuen Welt zu predigen.
Sie sind damit erstaunlich erfolgreich, und die gesamte Apostelgeschichte erzählt von diesem rasanten Wachstum frei nach dem Motto: „Das Evangelium in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf!“ Der Spruch geht zwar ein wenig anders, aber was dem Sozialismus nicht vergönnt war: bei der Frohen Botschaft von Jesus Christus trifft es zu!
Denn in den vergangenen 2000 Jahren hat es das Christentum auf Platz 1 der Weltreligionen geschafft, und das ist bis heute so geblieben: weltweit wachsen die christlichen Gemeinden – überall, außer bei uns in Europa.
Das Evangelium vom Reich Gottes, vom gekreuzigten und auferstandenen Christus, die Botschaft von Barmherzigkeit und Nächstenliebe schlägt damals in Jerusalem ein wie eine Bombe. Denn der Heilige Geist macht aus den einst verzagten und verleugnenden Freunden Jesu wirkmächtige und mutige Apostel. In der Nachfolge Jesu predigen sie und heilen Kranke.
Die ersten Christengemeinden entstehen, und in ihnen wird ein sensationell neues, damals in höchstem Maße Aufsehen erregendes, geradezu sozialistisches Gesellschaftsmodell gelebt: „es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte; denn wer von ihnen Land oder Häuser hatte, verkaufte sie und brachte das Geld für das Verkaufte und legte es den Aposteln zu Füßen; und man gab einem jeden, was er nötig hatte.“ (Apg. 4,34)
Bei so viel Erfolg kriegen die Mächtigen kalte Füße und reagieren – wie immer – mit Repressionen und strengen Auflagen und – wie meistens – ohne Erfolg: der inzwischen ziemlich freche Petrus antwortet ihnen: „Wir können's ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.“
Und am Ende unseres Textes wird er noch mutiger: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“
Das grenzt damals juristisch schon an Hochverrat. Petrus, der einst so verzagte Jesusleugner, begibt sich von diesem Augenblick an auf den gefährlichen Weg eines mutigen Christusbekenners, der ihn in seiner Konsequenz und Kompromisslosigkeit unweigerlich in den Märtyrertod führen wird.
Durch alle Zeiten hindurch haben Christinnen und Christen ihr Bekenntnis zu Jesus Christus mit dem Leben bezahlt. Paul Schneider gehört auch dazu: er war evangelischer Pfarrer in der Eifel. Immer wieder legte er sich mit den Nationalsozialisten an, weshalb er mehrfach inhaftiert wurde und ab 1937 ins KZ Buchenwald verlegt worden war.
Beim Fahnenappell zu Führers Geburtstag 1938 nahm er seine Mütze nicht ab und verweigerte den Hitlergruß. Seine Begründung: „Dieses Verbrechersymbol grüße ich nicht!“ Dafür wurde er öffentlich mit Stockschlägen bestraft und schwer verletzt in eine Einzelzelle gesperrt. Trotz Misshandlungen und Folter redete er auch weiterhin von Jesus und seinem Evangelium. Am Ostersonntag 1938 zog er sich an den Gitterstäben seiner Zelle hoch und rief den Häftlingen draußen auf dem Appellplatz zu: „Kameraden, hört mich. Hier spricht Pfarrer Paul Schneider. Hier wird gefoltert und gemordet. So spricht der Herr: Ich bin die Auferstehung und das Leben!“
Weiter kam er nicht. Stockschläge ließen den „Prediger von Buchenwald“ endgültig verstummen. Am 18. Juli 1939 wurde Paul Schneider durch eine Medikamentenüberdosis ermordet.
Paul Schneider reiht sich in die unendliche Zahl derer ein, die Gott mehr gehorchten als den Menschen. Die mit ihrem Bekenntnis zu Jesus Christus zu seinen Botinnen und Boten wurden, zu seinen Händen und Füßen, zu seinem Mund, zu seinem Werkzeug – zu seinen Engeln…
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel… Sie können mahnen, sie können beschützen; sie können Türen öffnen, sie können Mut machen und mir die Angst nehmen.
Engel können uns reich beschenken – mit Musik, mit Liebe, mit guten Worten und Gedanken, mit Zuhören und Schweigen…
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, denn wir alle sind Engel Gottes – schauen wir uns um!
Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.
Lied
Du meine Seele singe (EG 302, 1,3,6,8)
https://music.youtube.com/watch?v=gporGAtsZls
Du meine Seele, singe, wohlauf und singe schön
dem, welchem alle Dinge zu Dienst und Willen stehn.
Ich will den Herren droben hier preisen auf der Erd;
ich will ihn herzlich loben, solang ich leben werd.
Hier sind die starken Kräfte, die unerschöpfte Macht;
das weisen die Geschäfte, die seine Hand gemacht:
der Himmel und die Erde mit ihrem ganzen Heer,
der Fisch unzähl'ge Herde im großen wilden Meer.
Er ist das Licht der Blinden, erleuchtet ihr Gesicht,
und die sich schwach befinden, die stellt er aufgericht'.
Er liebet alle Frommen, und die ihm günstig sind,
die finden, wenn sie kommen, an ihm den besten Freund.
Ach ich bin viel zu wenig, zu rühmen seinen Ruhm;
der Herr allein ist König, ich eine welke Blum.
Jedoch weil ich gehöre gen Zion in sein Zelt,
ist's billig, dass ich mehre sein Lob vor aller Welt.
Fürbittengebet
Deine Engel, gütiger und treuer Gott, stell uns an die Seite.
Wir brauchen sie. Wir brauchen uns!
Stell uns deine Engel an die Seite, damit Frieden wächst,
damit die Mächtigen ihre Bomben und Raketen verschrotten,
damit die Diktatoren ihre Geiseln freigeben,
damit die Politiker in unserem Land zu gerechten und klugen Entscheidungen kommen.
Erbarme dich, gütiger und treuer Gott.
Stell uns deine Engel an die Seite, damit sich dein Heil ausbreitet,
damit die Kranken gesund werden,
damit die Verzweifelten Trost finden,
damit wir Blinden sehen lernen und selbst zu Engeln werden.
Erbarme dich, gütiger und treuer Gott.
Stell uns deine Engel an die Seite, damit dein Wille geschehe, und dein Wort in aller Munde ist.
Stell uns deine Engel an die Seite, damit wir glauben und dich bezeugen.
Segne deine weltweite Kirche und unsere Johann-Sebastian-Bach-Gemeinde.
Segne unsere Kinder und unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden.
Erbarme dich, gütiger und treuer Gott.
Amen.
Wir dürfen zu Gott beten, wie Christus es uns gelehrt hat:
Vater Unser
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Lied
Ich lobe meinen Gott (SJ 114)
https://music.youtube.com/watch?v=hvcvfOZYHr8
Wir dürfen gewiss sein: wir sind von Gott gesegnet:
Segen
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.
Amen
Informationen:
Wir denken an den Gründer unserer Johann-Sebastian-Bach-Gemeinde: Gott hat Pfarrer Dietrich Kleiner am 10. Oktober im Alter von 97 Jahren zu sich gerufen. Bis zu seinem Tod war er geistig klar und hing am Leben. Und bis zum Schluss war er der Johann-Sebastian-Bach-Gemeinde, seiner Gemeinde, eng verbunden und beobachtete und begleitete ihr Wohlergehen – und hatte gewiss große Freude daran. Pfarrerin Brigitte Schöne wird die Gemeinde am 7. November beim Trauergottesdienst und seiner Beisetzung in Bremen vertreten.
Den Gottesdienst am nächsten Sonntag, 26. Oktober, feiern wir um 10.00 Uhr mit Pfarrer Oliver Matri und Dr. Shing-Hyan Yun an der Orgel.
Die Kollekte sammeln wir für für die offene Kinder- und Jugendarbeit (Jugendsozialarbeit und Sozialdiakonische Kinder- und Jugendarbeit, je ½) in der Landeskirche (http://www.akd-ekbo.de/wp-content/uploads/Vergaberichtlinien_Offene_und_Sozialdiakonische_Arbeit.pdf)
Spendenkonto: IBAN: DE34 5206 0410 1803 9663 99
BIC: GENODEF1EK1
Kennwort: Kollekte 19.10.2025
Wir leiten Ihre Kollekte ggf. weiter! Gern senden wir auch eine Spendenbescheinigung zu.
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